Wenige Jahre nach dem ersten, sollte ein zweiter Weltkrieg seinen Anfang nehmen. Die Börsen blieben von dem katastrophalen Ereignis keineswegs unberührt.
Der Zweite Weltkrieg war das wohl verheerendste Ereignis der Menschheitsgeschichte. Mehr als 60 Millionen Individuen fielen dem globalen Konflikt zum Opfer – darunter Soldaten wie auch Zivilisten. Dass der Krieg, begonnen durch Adolf Hitlers Nazi-Deutschland, weitreichende Folgen hatte, ist unbestreitbar. Doch wie wirkte sich die Katastrophe auf die Finanzmärkte aus?
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Zweiter Weltkrieg: Deutsche Börse unter Hitlers Kontrolle
Die deutsche Börse spielte während des gesamten Krieges keine große Rolle. Grund dafür ist die Tatsache, dass der Börsenhandel unter der Herrschaft der Nationalsozialisten stark eingeschränkt wurde – einen freien Markt gab es nicht. Mit Hitlers Ernennung zum Reichskanzler im Jahr 1933 ging die Börsenaufsicht der Länder auf das Reich über. Ausländische Aktien wurden vollständig verboten, Personen mit jüdischer Herkunft von den Finanzmärkten vertrieben. Die Zahl der Börsen sank von 21 auf neun.
Während des Zweiten Weltkriegs floss jegliches Anlagekapital in die Finanzierung von Hitlers Feldzug. Erst einige Jahre nach dem Krieg, ausgehend von der Währungsreform 1948, gewann der Aktienhandel wieder an Bedeutung. Ab 1956 war auch der Handel internationaler Wertpapiere wieder erlaubt.
Die US-Börse während des Zweiten Weltkriegs
Als deutsche Truppen am 1. September 1939 in Polen einmarschierten, stieg der US-amerikanische Leitindex “Dow Jones Industrial Average” am nächsten Börsentag um 10 Prozent. Ob dieser Kursanstieg mit Hitlers Angriff in Verbindung stand, ist fraglich. Zum damaligen Zeitpunkt rechnete keiner damit, dass sich die Vereinigten Staaten in das europäische Kriegsgeschehen einmischen würden.
Erst als Hitler das westliche Nachbarland Frankreich im Mai 1940 überfiel, begann der Dow Jones zu reagieren. Über einen Zeitraum von acht Tagen fiel der Markt um 23 Prozent. Danach erlebte die US-amerikanische Finanzwelt eine kleine Rallye, bevor der Dow Jones wieder abbaute.
Das Jahr 1941 ließ die Kurse in die Tiefe rauschen. Der Angriff der Japaner auf die US-Militärbasis Pearl Harbor am 7. Dezember verstärkte diese Entwicklung nur. Am darauffolgenden Montag verlor der Dow Jones drei Prozent seines Wertes – am nächsten Tag weitere drei. Im April 1942 erreichte der Markt seinen größten Tiefpunkt seit 1934.

Mit dem Sieg der US-Amerikaner im Korallenmeer und bei den Midway-Inseln, änderte sich die Situation an der Börse schlagartig. Eine neue Kursrallye setzte sich in Bewegung. Anleger waren jetzt optimistisch, dass die Vereinigten Staaten den Krieg gewinnen würden. Kurz vor der vollständigen Kapitulation der Achsenmächte am 2. September 1945, schoss die Börse ein weiteres Mal in die Lüfte. Die Investoren rechneten bereits mit der Niederlage Japans.
Während des gesamten Zweiten Weltkriegs legte der Dow Jones um 50 Prozent zu – ein Kursanstieg von 7 Prozent jährlich. Aus rein finanzieller Sicht profitierten amerikanische Aktionäre also von dem katastrophalen Ereignis. Ende des Jahres 1945 begann dann eine kurze Zeit der Korrektur, bis der US-Markt seine positive Kursentwicklung im Jahr 1949 fortsetzte – der sogenannte “Postwar Boom” nahm seinen Anfang.