Konkrete Pläne für eine Bargeldabschaffung gibt es in Deutschland noch nicht. Aus gutem Grund befürchten viele Bürger aber, dass Scheine und Münzen bald der Vergangenheit angehören könnten.
In keinem anderen europäischen Land wird so gerne mit Bargeld bezahlt, wie in Deutschland. Auch die Corona-Pandemie hat daran nichts geändert. Trotzdem zeichnet sich ein deutlicher Trend ab: Scheine und Münzen werden immer unbeliebter und die Regierung schränkt den physischen Zahlungsverkehr zunehmend ein. Zurecht stellt sich die Frage, ob Bargeld irgendwann sogar vollständig abgeschafft werden könnte.
Schweden will erstes Land ohne Bargeld werden
Viele Länder Europas sehen die Bargeldabschaffung weniger kritisch. Unter anderem in Belgien, Irland und Finnland wurden 2015 die 1- und 2-Cent-Münzen abgeschafft, da deren Herstellung schlichtweg zu teuer gewesen sein soll. Zu zahlende Bargeldbeträge werden dort einfach auf die nächste Fünf-Cent-Stelle aufgerundet.
Als erster Staat der Welt hat sich Schweden dazu entschieden, bis 2030 landesweit das Bargeld abzuschaffen. Schon jetzt lebt die dortige Gesellschaft nahezu bargeldlos. Ob Café, Kiosk oder Supermarkt – an vielen Stellen können Kunden ausschließlich mit Kredit- oder EC-Karte zahlen. Nur noch die Hälfte der Bankfilialen gibt überhaupt Bargeld aus.
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Bargeldabschaffung: Wie ist die Lage in Deutschland?
In naher Zukunft wird das Bargeld in Deutschland wohl kaum abgeschafft. Dafür lieben die Deutschen ihre Scheine und Münzen zu sehr. Jedoch gibt es mehrere Anzeichen, die für eine Bargeldabschaffung in den kommenden Jahrzehnten sprechen. Erst vor Kurzem haben sich die EU-Staaten im Kampf gegen Geldwäsche auf eine Bargeldobergrenze von 10.000 Euro verständigt. Diese würde Bargeldeinzahlungen massiv einschränken.
Mit dem digitalen Euro treibt auch die Europäische Zentralbank die Modernisierung des Zahlungsverkehrs voran. Derzeit finden im Rahmen der Untersuchungsphase Gespräche darüber statt, wie eine solche Währung aussehen könnte. Nach der Untersuchungsphase im Oktober 2023 entscheiden die Währungshüter schließlich darüber, ob mit der Entwicklung des digitalen Euro tatsächlich begonnen wird.
Brauchen wir Bargeld überhaupt noch?
Scheine und Münzen haben zwar durchaus ihren Charme, besonders wenn es um größere Transaktionen geht, finden sie aber kaum noch Anwendung. Gründe dafür gibt es viele: So sind bargeldlose Zahlungen zum Beispiel schneller und günstiger und bieten auch keinen Raum für Kriminalität im realen Leben wie Diebstahl oder Raubüberfälle.
Kritiker hingegen sehen in der Bargeldabschaffung eine große Gefahr für die individuelle Freiheit der Menschen, da sämtliche Transaktionen überwacht werden könnten. Darüber hinaus sind digitale Währungen ans Netz gebunden. Bei einem landesweiten Stromausfall könnte dies für Unruhe sorgen und schwere Folgen nach sich ziehen. Wenn die Regierung also Bargeld abschaffen möchte, geht sie damit ein großes Risiko ein.
Eine Welt ohne Münzen und Scheine wird in weiter Ferne vielleicht kommen. Momentan spielt Bargeld als physisches Zahlungsmittel aber noch eine wichtige Rolle. Außerdem zahlen viele Deutsche weiterhin gerne in bar – anders, als es in europäischen Ländern wie Schweden der Fall ist.