ETFs gelten als transparent, günstig und leicht zu verstehen. Sie haben sich als Alternative zu traditionellen Anlageformen etabliert. Nur wie sicher sind ETFs wirklich?
Exchange Traded Funds, kurz: ETFs, sind an der Börse gehandelte Fonds, die für gewöhnlich einen bekannten Marktindex nachbilden. Beliebt sind ETFs bei Anlegern vor allem aufgrund ihrer Transparenz, der geringen Kosten sowie der einfachen Handhabung. Darüber hinaus gelten sie als vergleichsweise sicher. Aber stimmt das überhaupt und wenn ja, woran liegt das?
Warum sind ETFs sicherer als andere Anlageformen?
Mit der richtigen Ausgestaltung können ETFs als Investmentfonds das Verlustrisiko für Anleger erheblich reduzieren. Sie unterstehen außerdem einer strengen Regulierung und müssen das investierte Vermögen der Anleger getrennt verwahren. Der gute Ruf der ETFs ist vor allem auf die folgenden Eigenschaften zurückzuführen:
Diversifikation und Risikostreuung
ETFs werden an der Börse gehandelt, unterliegen dementsprechend also Marktschwankungen. Im Vergleich zu einzelnen Aktien fallen diese in der Regel aber wesentlich geringer aus. Das liegt daran, dass ETFs meistens einen Index nachbilden, wie beispielsweise den MSCI World oder S&P 500. Du erwirbst mit dem Kauf eines ETFs Anteile an vielen verschiedenen Unternehmen, die im Index enthalten sind.
Das Verlustrisiko ist so auf mehrere Werte verteilt. Wenn es Aktien aus einer Branche oder Region nicht so gut geht, profitieren möglicherweise gerade andere. Dadurch bleibt der Kurs stabil und die Wahrscheinlichkeit, mit dem ETF ins Minus zu kommen, wird mit der Zeit immer geringer. In der Fachsprache nennt man diese Risikoverteilung auch Diversifikation.

Status als Sondervermögen
ETFs gelten als Sondervermögen. Somit ist das Kapital der Anleger getrennt vom Vermögen der Kapitalverwaltungsgesellschaft. Selbst im Falle einer Insolvenz des ETF-Anbieters ist dein Geld nicht in Gefahr und kann nicht von Gläubigern zur Begleichung der Schulden der Fondsgesellschaft herangezogen werden.
Strenge Regulierung
Für Anbieter von ETFs gelten in Europa strenge Regelungen, die Verbraucher schützen sollen. Die UCITS-Richtlinie setzt zum Beispiel eine breite Risikostreuung voraus. Zudem muss der ETF ausreichend liquide sein, damit Anleger ihre Anteile zu jeder Zeit veräußern können. Darüber hinaus ist die Fondsgesellschaft verpflichtet, eine Produktbroschüre und regelmäßige Geschäftsberichte sowie ein Informationsblatt mit den wesentlichen Anlegerinformationen zu erstellen.
Hohe Transparenz
ETF-Anbieter veröffentlichen stets aktuelle Informationen über die Zusammensetzung ihrer Produkte. Damit sind ETFs transparenter als viele andere Fondsarten. Als Kunde weißt du genau, in welche Vermögenswerte du mit einem ETF investierst. Auch sind die Kostenstrukturen von ETFs in der Regel simpel und einfach zu verstehen.
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Welche Risiken bergen ETFs?
ETFs sind aus den bereits genannten Gründen eine vergleichsweise sichere Möglichkeit, am Aktienmarkt Rendite zu erzielen. Gleichzeitig sind sie – wie jede Anlageform – mit gewissen Nachteilen und Risiken verbunden. Dazu gehören mitunter die Folgenden:
Allgemeines Marktrisiko
Das Marktrisiko ergibt sich aus den ungewissen Marktentwicklungen, denen jeder Investor ausgesetzt ist. Diese können unter anderem durch Veränderungen des Preisniveaus (Inflation), des Zinsniveaus oder der Konjunktur entstehen. So betrifft das Marktrisiko den Aktienmarkt als Ganzes und nicht nur einzelne Aktien oder Branchen. Die größeren Zyklen von Auf- und Abwärtsbewegungen werden auch als Bullen- und Bärenmärke bezeichnet.
Vor diesen kurz- oder mittelfristigen Marktschwankungen ist dein Geld bei ETFs nicht geschützt. Anders sieht die Lage jedoch über einen längeren Zeitraum aus. ETFs mit einer breiten Diversifikation profitieren vom Wachstum der Wirtschaft als Ganzes. Solange diese in der Theorie immer weiter wächst, wird auch dein Vermögen ansteigen. Über mehrere Jahrzehnte sind Verluste mit breitgestreuten ETFs demzufolge recht unwahrscheinlich.
Klumpenrisiko
Zwar bringen Indexfonds bereits eine grundlegende Risikostreuung mit, doch sind nicht alle ETFs breit diversifiziert. Mit einem DAX-ETF investierst du beispielsweise ausschließlich in die 40 größten Unternehmen in Deutschland und machst dich damit von der hiesigen Wirtschaft abhängig. Diese enge Gewichtung wird als Klumpenrisiko bezeichnet.
Ein solches Risiko besteht selbst bei internationalen ETFs wie etwa dem beliebten MSCI World. Die einzelnen Länder werden hier nämlich nach ihrer Marktkapitalisierung gewichtet, weshalb US-amerikanische Aktien circa 70 Prozent vereinnahmen. Trotzdem ist das Klumpenrisiko bei ETFs im Vergleich zu anderen Anlagen gering, da du mit nur einem Produkt in viele Branchen und Regionen gleichzeitig investieren kannst.
Wechselkursrisiko
Das Wechselkursrisiko spielt dann eine Rolle, wenn du in ETFs mit ausländischen Aktien investierst. Falls die Währung, in der die Vermögenswerte des ETFs bewertet werden, gegenüber deiner Heimatwährung an Wert verliert, kannst du dadurch Verluste machen. Allerdings ist das Wechselkursrisiko in der Praxis meist keine große Gefahr, da Schwankungen auch positiv sein können und Wechselkurse dazu neigen, sich langfristig zu stabilisieren.
Kontrahentenrisiko
Um die Kursentwicklung eines bestimmten Index nachzubilden, haben ETFs zwei Möglichkeiten: Die physische und die synthetische Methode. Das Kontrahentenrisiko ist nur bei synthetischer Replizierung relevant, den sogenannten Swap-ETFs. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Performance eines Indizes nicht replizieren, indem sie die im Index enthaltenen Wertpapiere direkt nachkaufen, sondern durch den Einsatz sogenannter Swaps.
Ein Swap ist ein Tauschgeschäft zwischen dem ETF-Anbieter und einem Vertragspartner, wie zum Beispiel einer Bank. Die Bank garantiert dem ETF-Anbieter, dass sie ihm die Rendite des Referenzindex mitsamt Dividenden ausbezahlt. Im Gegenzug erhält sie eine Gebühr und die Rendite von Sicherheiten, die der ETF bereitstellt. Wenn du in einen Swap-ETF investierst, machst du dich durch das Tauschgeschäft auch von der Zahlungsfähigkeit der Bank abhängig.
Geht die Partnerbank (der Kontrahent) pleite, muss der ETF-Anbieter auf das Sicherheiten-Portfolio zurückgreifen und es zu Geld machen. Liegt der Wert dieses Aktienkorbs unter dem Wert des Index, entsteht den Anlegern ein Verlust. In der Praxis ist dieses Risiko aber eher theoretischer Natur. Das regeln Richtlinien in der EU wie die UCITS, die dem Schutz von Anlegern dienen.
Monopolbildung
Im Hinblick auf ETFs werden die globalen Finanzmärkte vor allem von zwei Anbietern dominiert: Blackrock und Vanguard. Die beiden US-Riesen verwalten gemeinsam ein Vermögen von mehr als 17 Billionen US-Dollar und die größten ETFs der Welt. Kritiker befürchten, dass diese Konzentration zu einer Monopolbildung führen könnte, welche die Wettbewerbsfähigkeit des Marktes beeinträchtigt. Die Folge könnten höhere Gebühren für Anleger sein.
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Fazit: Wie sicher sind ETFs?
“Wie sicher sind ETFs?” ist zunächst eine Frage der Perspektive. So sind Tages- oder Festgeldkonten zum Beispiel deutlich sicherer als ETFs, da Anleger ihr eingezahltes Kapital mit Garantie wieder zurückerhalten. ETFs werden an der Börse gehandelt und gehen dementsprechend mit Kursschwankungen einher. Das allgemeine Marktrisiko ist immer gegeben.
Wenn du dein Geld ohnehin an der Börse anlegen möchtest, sind ETFs eine vergleichsweise sichere Möglichkeit dafür. Sie sind von Natur aus diversifiziert, transparent und genießen den Status als Sondervermögen, wodurch dein Geld im Falle einer Insolvenz des ETF-Anbieters geschützt ist. Je breiter die Risikostreuung, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, mit dem Fonds langfristig Verluste zu machen.