Die Geburtsstunde der Aktie liegt mehr als 400 Jahre zurück. In Deutschland fasste das Konzept aber erst deutlich später Fuß.
Mit der Erschließung des Seewegs nach Indien legte Vasco da Gama im 15. Jahrhundert indirekt den Grundstein für den modernen Aktienhandel. Kaufleute nutzten die Schifffahrtsroute, um wertvolle Gewürze aus fernen Ländern zu gewinnen. Der Gewürzhandel war so erfolgreich, dass zahlreiche Firmen in das Geschäft einstiegen. Doch waren die Reisen auch mit hohen Risiken und Kosten verbunden und konnten schnell den Bankrott bedeuten, wenn beispielsweise ein Sturm die Schiffe zerstörte.
Niederlande als Geburtsort der Aktie
Um das Risiko einer Pleite zu mindern und die teuren Expeditionen finanzieren zu können, schlossen sich am 20. März 1602 holländische Kaufleute zur ersten Aktiengesellschaft der Welt zusammen: der “Vereinigten Ost-Indischen Kompanie”. Jeder Aktionär wurde in einem Register aufgeführt und erhielt mitunter Dividenden in Höhe von 75 Prozent seiner Einlagen.
Allerdings wurden die Dividenden zu Beginn noch in Naturalien ausgezahlt. In der Regel handelte es sich dabei um exotische Gewürze wie Ingwer, Zimt und Pfeffer. Diese wurden häufig in Gold aufgewogen und waren dementsprechend nicht weniger gern gesehen als Bares. Die VOC-Aktionäre gelangten schnell an großen Reichtum und inspirierten damit auch andere Händler zur Gründung einer AG.
Trotzdem sollte es noch ein Weilchen dauern, bis die Aktie im Rest Europas Fuß fasste. Hierzulande wurde das erste Wertpapier im April 1754 ausgegeben. Um 1850 wurden in Preußen gerade einmal 130 Aktiengesellschaften gezählt. Erst im Gründerboom, der nach dem deutsch-französischen Krieg 1870 bis 1871 einsetzte, konnten vier bis fünfstellige Zahlen an der Börse notiert werden.