Warum du deinem Bankberater nicht vertrauen kannst

Warum du deinem Bankberater nicht vertrauen kannst
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Dein Bankberater bedient in erster Linie die Interessen der Bank. Wenn du hohe Renditen erzielen möchtest, ist der selbstständige Weg oftmals der bessere.

Im Jahr 2016 kam die Stiftung Warentest zu einem schockierenden Ergebnis: Nur drei von 23 Banken bieten eine gute Finanzberatung. 13 Geldinstitute beraten ihre Kunden mangelhaft, fünf weitere wurden mit der Note “ausreichend” bewertet. Die Hypovereinsbank und die Hannoversche Volksbank müssen sich sogar mit einem “mangelhaft” zufriedengeben.

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Die Stiftung Warentest kritisiert, dass die Berater oft Geldanlagen empfahlen, die gar nicht zum Profil des Anlegers passten. Doch warum sind die geschulten Finanzberater so mies darin, ein passendes Portfolio zusammen zu stellen? Der Grund liegt vermutlich zu einem großen Teil in den Provisionen.

Banken: Das unehrliche Geschäft mit den Provisionen

Für bestimmte Anlageprodukte erhalten die Banken höhere Provisionen als für andere. Ihren Angestellten geben sie deshalb vor, überwiegend hauseigene oder provisionsstarke Produkte zu verkaufen.

Das solche Produkte nicht immer auch dem Anleger hohe Erträge einspielen, sollte klar sein. Welchen Ausmaß dieses Geschäftsmodell annehmen kann, daran erinnert uns die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008. Viele Finanzberater, auch in Deutschland, empfahlen ihren Kunden damals die hochspekulative Lehman Brothers-Aktie.

Als die Bank in Folge des Platzens der Immobilienblase Insolvenz anmelden musste, verloren zehntausende Deutsche innerhalb kürzester Zeit ihr gesamtes Kapital. In Scharen zogen die Menschen vor Gericht. Das Misstrauen in die Finanzberater ist seit jenem Jahr geschwächt.

Und dennoch: 77 Prozent der Deutschen informieren sich, laut einer Postbank Studie aus dem Jahr 2018, am liebsten bei der Hausbank über ein Finanzprodukt. Ratsam ist das keineswegs. Ein gebundener Bankberater wird seinen Kunden niemals die gesamte Produktpalette des Finanzmarkts anbieten. Könntest du dir vorstellen, wie die Deutsche Bank einen günstigeren Fonds der Commerzbank empfiehlt?

Die Banken wollen in erster Linie die eigenen Produkte verkaufen, immerhin entstehen hierdurch die Unternehmensgewinne. Was mit dem Kapital des Anlegers geschieht, ist oftmals zweitrangig.

Auch interessant: Aktives vs. passives investieren: Welche Anlagestrategie passt zu dir?

Die vielen Kosten der Bankberater

Wir wollen die Bankberater nicht verteufeln. Die Produkte, mit welchen die Bank das meiste Geld verdient, müssen keineswegs schlecht sein. Außerdem bewies die Stiftung Warentest ja, dass zumindest ein kleiner Teil der Beratungsbranche überzeugende Ergebnisse abliefert. Doch Fakt ist: Selbst wenn deine Hausbank die richtigen Produkte empfiehlt, entgeht dir immer noch ein Haufen Rendite.

Die Abschlussprovision, welche die Banken von den Produktanbietern erhalten, wird von dem Kunden bezahlt. Sie wird prozentual von dem Anlagebetrag abgezogen. Wenn du zum Beispiel 100.000 Euro in einen Fonds investierst und die Provision 5 Prozent beträgt, wandern 5.000 Euro in die Tasche der Bank.

Warum du deinem Bankberater nicht vertrauen kannst
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Für viele Produkte wird ebenfalls die sogenannte “Bestandsprovision” fällig, welche Anleger auch als Verwaltungsgebühr kennen. Bei Aktienfonds sind das oft 0,5 Prozent der Anlagesumme jedes Jahr. Bei Versicherungen fallen im Schnitt die höchsten Bestandsprovisionen an.

Speziell aktive Fonds verlangen von Anlegern außerdem eine Erfolgsprovision. Sie wird dann fällig, wenn der Fonds eine vorher bestimmte Kursentwicklung überschritten oder seinen Vergleichsindex geschlagen hat. Normalerweise zahlt der Kunde dann bis zu 25 Prozent des Gewinns, der über die Mindestertragsgrenze hinausging.

Bei Aktien und Fonds kommen außerdem Kosten für das Depot hinzu und Gebühren für die Ausführung einer Börsenorder. Auch den Spread, also die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis bei Wertpapieren, sollten Anleger beachten. Insgesamt muss ein Bankkunde üblicherweise folgende Kosten beim Erwerb eines aktiven Fonds tragen:

  • Abschlussprovision
  • Verwaltungsgebühr
  • Erfolgsprovision
  • Depotkosten
  • Ordergebühren
  • Spread

Du musst dir nicht alle diese Zahlen und Begriffe einprägen. Wichtig ist, dass du verstehst, wie teuer dich die Bankberatung schlussendlich zu stehen kommt. Besonders aktive Fonds sind oft Renditekiller bei der Bank.

Werde selbst zum Finanzexperten

Wenn du dein Geld anlegen möchtest, solltest du dir zweimal überlegen, ob du den Berater deiner Hausbank zurate ziehst. Seine Interessen stehen nicht selten im Konflikt mit deinem finanziellen Wohlergehen. Klüger ist es, die persönlichen Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Das mag vielleicht zeitaufwendiger sein, dafür aber deutlich günstiger – und wahrscheinlich auch gewinnbringender.

Das Wissen, welches du dafür benötigst, findest du kostenlos im Internet. Auf Modern Wealth haben wir bereits zahlreiche Artikel zu den Themen Vermögensaufbau und Geldanlage veröffentlicht. Aber auch auf Videoplattformen wie YouTube existiert ein gigantischer Schatz, an seriösem Finanzwissen. Die besten deutschen Finanz-Youtuber haben wir hier aufgelistet.

Auch Bücher, Seminare und Vorträge werden deine finanzielle Intelligenz auf ein neues Level heben. Wichtig ist nur, dass du dich an die Ratschläge hältst und nicht mit dem Kopf durch die Wand stürmst. Unerfahrene Anleger sollten sich auf risikoarme Finanzprodukte wie breitgestreute ETFs und Anleihen fokussieren.

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