Trotz starker Wirtschaft: Warum die Deutschen so wenig Vermögen besitzen

Trotz starker Wirtschaft: Warum die Deutschen so wenig Vermögen besitzen
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Deutschland ist ein reiches Land mit armen Menschen. Dieser Eindruck entsteht zumindest, wenn man das Vermögen der Deutschen mit dem anderer Europäer vergleicht.

Deutschland ist die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt. In Europa stellt die Bundesrepublik mit einem BIP von mehr als 4,2 Milliarden Dollar sogar die größte Wirtschaftsmacht dar. Trotzdem besitzt der normale Deutsche nur wenig Vermögen, im Verhältnis zu seinen europäischen Nachbarn. Wie ist das möglich?

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Medianvermögen: Deutschland im EU-Vergleich

Das Medianvermögen liegt in Deutschland bei 39.000 Euro netto pro Person. Laut einer Studie der Stiftung Eurofound, welche kurz vor der Corona-Krise erhoben wurde, befinden wir uns damit auf Platz 10 innerhalb der EU. Die Franzosen besitzen derweil ein Medianvermögen von 47.000 Euro. Bei den Italienern sind es 50.300 Euro.

Und es kommt noch dicker: Vergleicht man nämlich nur das Medianvermögen junger Menschen (16 bis 34 Jahre) miteinander, schneidet Deutschland weitaus schlechter ab. Mit einem Medianvermögen von 9.600 Euro befinden wir uns laut der HFCS sogar hinter wirtschaftlich schwachen Staaten wie Portugal (14.000 Euro) und Ungarn (16.000 Euro). Ein Grund dafür liegt vermutlich in der hohen Anzahl junger Single-Haushalte in Deutschland. Doch es gibt noch weitere Ursachen.

Deutschland: Was sind die Gründe der Vermögensarmut?

Dr. Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin vermutet, dass das Problem auf den Niedriglohnsektor der Bundesrepublik zurückzuführen sei. Dieser sei einer der größten Europas. Junge Erwachsene können entsprechend kaum ein Vermögen ansparen. Weiter macht Grabka die Vermögensbildungspolitik für die Misere verantwortlich: “Es wurden zu wenig Anreize gesetzt, Vermögen gezielt aufzubauen”, erklärt der Wissenschaftler.

Ein weiterer Grund für die Vermögensarmut liegt vermutlich im Immobilienbesitz. Wie die Credit Suisse herausgefunden hat, stecken 58 Prozent des deutschen Gesamtvermögens in Sachwerten, darunter vor allem Immobilien. Allerdings besitzt weniger als die Hälfe der Deutschen ein Eigenheim, noch eine Immobilie als Geldanlage. Zum Vergleich: In Italien leben rund 73 Prozent der Bevölkerung in ihren eigenen vier Wänden.

Einen anderen Grund sieht die Credit Suisse im starken Sozialstaat. So schrieb die Schweizer Bank im Global Wealth Report 2019: “Die großzügigen Staatsleistungen im Bereich Gesundheit und Rente führen dazu, dass die Menschen weniger Anreize haben, für ihre Rente zu sparen.” Ob das Wort “großzügig” im Bezug auf die Altersvorsorge richtig gewählt wurde, sei mal dahingestellt.

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