Im Zuge der russischen Angriffe gegen die Ukraine beschloss die EU weitläufige Sanktionen. Was der Schritt gegen Russland hierzulande für Folgen hat, wird uns die Zukunft zeigen.
Russland ist heute weniger relevant für die deutsche Wirtschaft, als noch in vergangenen Jahren. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag der Anteil des Landes am gesamten deutschen Außenhandel im Jahr 2021 bei 2,3 Prozent. Trotzdem ist der Ukraine-Krieg eine wirtschaftliche Belastung für unseren Staat. Die harten Sanktionen der EU gegen Russland werden in nächster Zeit zweifellos spürbar werden – das wahre Ausmaß ist noch ungewiss.
“Alle Bereiche der Wirtschaft betroffen”
Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, rechnet mit starken Auswirkungen auf unsere Wirtschaft. “Die kurzfristigen Folgen sind drastisch, weil es an vielen Stellen nicht zu relativen Einschränkungen kommt, sondern zu echten Unterbrechungen, einem umfassenden Stopp der Zusammenarbeit” erklärt der 58-Jährige. Die schmerzhaftesten Folgen sieht er bei der Versorgung mit Energie und vor allem Gas – ein Problem, das “alle anderen ökonomischen Fragen überstrahlt”.
In den kommenden Monaten erwartet Russwurm “einen enormen Preisdruck, der uns alle treffen wird, aber keine echte Versorgungskrise”. Politiker bietet er darum, über “unbequeme Fragen” zu diskutieren und Deutschland dafür bereit zu machen, Energieimporte aus vielfältigeren Quellen zu beziehen. Über langfristige Effekte der Sanktionen will sich der BDI-Präsident noch nicht äußern, da es sich dabei um reine Spekulationen handeln würde.
Auch interessant: 100 Milliarden für Bundeswehr: Scholz kündigt höhere Verteidigungsausgaben an
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erwartet schwere Konsequenzen für unsere Wirtschaft. Noch vor etwas mehr als einer Woche betrachtete der Grünen-Politiker die Auswirkungen für gering. Während einer Ansprache in Berlin erklärte er jetzt, dass sich die deutsche Wirtschaft in einer so komplexen Situation wie seit vielen Jahren nicht mehr befände. Durch die Sanktionen seien außerdem nicht nur “einzelne Ketten” stark betroffen, sondern gleich “alle Bereiche der Wirtschaft”. “Man muss tatsächlich von kleinen Einschnitten große Auswirkungen befürchten” so Habeck.
Verbraucher können die Folgen der Russland-Sanktionen bereits jetzt wahrnehmen. Die Strom-, Benzin-, und Gaspreise kennen momentan nur eine Richtung: nach oben. Sollte Putin uns den Gashahn zudrehen oder die Bundesrepublik härtere Sanktionen beschließen, ständen wir vor noch größeren Schwierigkeiten. Über 50 Prozent des Gases in Deutschland stammt aus der eurasischen Nation. Sowohl Haushalte als auch Industrie wären massiv von einem Lieferstopp betroffen. Alternativen zum russischen Gas gibt es momentan noch keine. Beim Öl importieren wir 35 Prozent, bei der Kohle 50 Prozent – hierbei haben wir aber zumindest andere Versorgungsquellen.