Psychopathen häufiger in Führungspositionen: Was ist dran am Mythos?

Psychopathen häufiger in Führungspositionen: Was ist dran am Mythos?
© Adobe Stock

Psychopathen seien öfter in Führungspositionen vertreten, heißt es. Doch stimmt diese Aussage tatsächlich? Ja, sagt der Psychologe Jens Hoffmann.

Um an ihr Ziel zu kommen, manipulieren sie andere und schrecken vor Nichts zurück. Psychopathen genießen in der Gesellschaft keinen guten Ruf. Trotzdem – oder genau wegen ihrer Eigenschaften, erklimmen sie die Karriereleiter: Untersuchungen zufolge seien Menschen mit einer narzisstischen oder psychopathischen Persönlichkeit etwa drei- bis viermal häufiger in Machtpositionen vertreten als im Bevölkerungsdurchschnitt, sagt der Psychologe Jens Hoffmann im Interview mit “Zeit Online”.

300x250

Man gehe davon aus, dass etwa vier Prozent der Bevölkerung Narzissten seien und etwa ein bis zwei Prozent Psychopathen. Deren Anteil in Führungspositionen betrage etwa sechs Prozent. Der Grund für die hohe Dichte: In den Chefetagen können Psychopathen ihr Dominanzbedürfnis gut ausleben. Je höher die Ebene, desto höher soll auch der Anteil der Menschen mit auffälligen Persönlichkeiten sein.

Auch interessant: Die 5-Stunden-Regel: Das Prinzip, das Elon Musk, Bill Gates & Warren Buffett reich machte

Warum Psychopathen keine guten Chefs sind

Nur weil sich unter Managern viele Psychopathen tummeln, bedeutet das aber nicht, dass diese gut für den wirtschaftlichen Erfolg einer Firma sind. Hoffmann sieht darin sogar eher eine Gefahr. Psychopathen seien extrem gefühlskalt und hochmanipulativ, erklärt er: “Sie denken nicht an das Unternehmen, sondern handeln nur in ihrem eigenen Interesse. Sie haben Spaß an Dominanz und Kontrolle. Sie demütigen gern andere und mögen es oftmals auch, wenn andere Angst vor ihnen haben. Selbst haben sie keine Angst. Gerade das macht sie in Führungspositionen gefährlich, denn sie treffen oft hochriskante Entscheidungen, die ein Unternehmen in den Ruin treiben können.”

Wer einen Psychopathen einstellt, begeht damit ein großes Risiko. Wie Hoffmann ausführt, seien sie nicht kontrollierbar. Gerade von der zahlengesteuerten Banken- und Versicherungsbranche und dem Vertrieb werden solche Persönlichkeiten angezogen. Hier geht es um sehr viel Geld, Status und Macht – aber der einzelne Entscheider kann viel zerstören. Bei Banken zeige sich oft, dass die besten Trader psychopathische Merkmale aufweisen, der Arbeitgeber aber keine Ahnung hat, was diese Mitarbeiter genau machen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 

Mehr aus dem Netz

Related Posts
Consent-Management-Plattform von Real Cookie Banner