Trend-Aktien waren gestern. Für die wirklich hohen Renditen sollten Anleger nach langweiligen Unternehmen suchen, empfiehlt Peter Lynch.
Unser Verständnis der Börse wurde über die letzten Jahrzehnte stark durch die Popkultur geprägt. Denkt man an den Handel mit Aktien, so schießen einem sofort Bilder aus “The Wolf of Wall Street” oder anderen Hollywood-Streifen in den Kopf. In zweiter Instanz denkt man an Elon Musk und den explodierenden Kurs der Tesla-Aktien. Vielleicht grübelt man auch über all jene Apple-, Amazon-, und Microsoft-Chancen nach, die man in der Vergangenheit verpasst hat.
Das Thema “Börse” wird von Spannung und einem gewissen Fingerkribbeln begleitet. Immer sind wir auf der Suche nach den neuesten Trends und Start-ups, deren Glanz den Markt auf den Kopf stellen wird. Laut Peter Lynch, einem der größten Investoren aller Zeiten, begeht man mit dieser Einstellung jedoch einen fundamentalen Fehler. Oft seien es die “langweiligen” Aktien, mit denen man die höchsten Gewinne erzielen könne.
Peter Lynch: Fade Namen, dafür fette Gewinne
In seinem weltberühmten Buch “Der Börse einen Schritt voraus” erklärt der ehemalige Manager des Fidelity Magellan Fund, wie man die ideale Aktie noch vor ihrer Blütezeit erwischt. 13 verschiedene Tipps sollen dem Laien dabei helfen, das Geschäft seines Lebens zu machen. Besonderen Fokus legt Lynch auf solche Aktien, deren Businessmodell einfach und leicht verständlich ist.
Sein erster Ratschlag an den Leser lautet: Suche nach einer Firma mit einem langweiligen oder lächerlichen Namen. Ein simples Geschäft und ein Name, der jeden Menschen zum einschlafen bringt, sind die perfekte Wahl. Als Beispiel nennt der Star-Investor mehrere Unternehmen wie Automatic Data Processing, Bob Evans Farms und Crown, Cork and Seal, die zwar wenig spannend klingen, dafür aber unglaubliche Erfolge an der Börse erzielten.
Letztere Firma liebte Lynch nicht nur wegen ihres langweiligen Namens, sondern auch wegen der langweiligen Branche, in der sie tätig war. Crown, Cork and Seal stellte Verpackungen von Flaschen-, Sprüh-, und Konservendosen her. Eine Branche, die weniger Investoren anzieht, als der neueste Tesla-Konkurrent oder Apple-Rivale, aber dennoch ein unglaubliches Renditepotenzial birgt.
Der versteckte Wert langweiliger Aktien
Langweilige Aktien sind deswegen so wertvoll, weil sie in der Öffentlichkeit kaum angesprochen werden und deswegen meist unterbewertet sind. In den neuesten Finanznachrichten hört man tagtäglich wie es um den Kurs von Meta, Nvidia und Tencent steht, nicht aber wie sich der vielversprechendste Hersteller von Toilettenpapier an der Börse schlägt. Spannende Branchen ziehen eben die meiste Aufmerksamkeit auf sich und erzeugen zudem noch eine Goldgräberstimmung bei den Anlegern.
Auch in eurem privaten Umfeld werdet ihr nie hören, wie jemand über die Kursentwicklung eines Schmierstoff-Produzenten spricht. Die Angst davor, die Zuhörer könnten in einen Tiefschlaf verfallen, ist viel zu groß. Diese Angst begleitet Lynch zufolge auch die großen Portfoliomanager. Deswegen entscheiden sich die meisten erst dann für einen Kauf, wenn sich die vermeintlich langweilige Aktie bereits verzehnfacht hat und es eigentlich schon wieder viel zu spät ist.
Wer die Aktie schon dann entdeckt, wenn sich noch kein anderer dafür interessiert, hat die Chance auf fette Renditen. Natürlich gibt es noch andere Faktoren, die man vor dem Kauf beachten sollte, ein monotoner Firmenname ist aber zumindest schon mal der erste Hinweis auf eine blühende Kursentwicklung. In seinem Buch spricht Peter Lynch noch über viele weitere Tipps, von denen vor allem Privatanleger profitieren können. “Der Börse einen Schritt voraus” ist in deutscher Sprache auf Amazon* erhältlich.