Gerne Aktien deutscher Unternehmen ins Portfolio aufzunehmen, ist nicht falsch. Mit der Heimatliebe übertreiben sollte man es dennoch nicht.
Gegen Heimatliebe ist per se nichts einzuwenden. An der Börse ist Patriotismus jedoch vollkommen fehl am Platz. “Home Bias” nennt sich die Übergewichtung von Aktien des eigenes Landes im Portfolio. Statt gesamtheitlich auf die Weltwirtschaft zu blicken, verharrt das Sichtfeld einzig auf der Heimat, die man liebt und versteht. An der Börse kann eine solche Einstellung fatale Folgen haben.
Deutsche investieren überwiegend ins Heimatland
Das Home Bias ist ein reales Phänomen. Wie eine Studie des Vermögensverwalters Whitebox verrät, haben deutsche Anleger zwischen 2016 und 2021 durchschnittlich 58% ihres Vermögens in deutsche Aktien gesteckt. Zeitgleich offenbart die Studie das Problem der übermäßigen Heimatliebe: Rund 100 Milliarden Euro soll das Home Bias die deutschen Investoren in dem angegebenen Zeitraum gekostet haben.
Mit dem DAX haben Anleger in den Jahren 2016 bis 2021 eine Gesamtrendite von 45% erzielt. Ein Investment in den MSCI World hätte eine Rendite von mehr als mehr als 73% versprochen. Doch warum verharren so viele Anleger auf der eigenen Heimat, wenn die Renditechancen dadurch niedriger ausfallen? Die Gründe dafür können sowohl rationaler als auch irrationaler Natur sein.
Home Bias kann in soweit rational begründet sein, wenn man zum Beispiel nur eine Sprache spricht und ausländische Geschäftsberichte oder Informationsquellen deswegen nicht verstehen kann. Wer der englischen Sprache nicht mächtig ist, muss jede Menge Abstriche beim Aktienhandel machen. Hierbei ist es nur logisch, sich auf Deutschland zu beschränken. Auch wenn in einem anderen Land steuerliche, politische oder wirtschaftliche Risiken bestehen, kann es ratsam sein, von einem Investment abzulassen.
“Deutschland-Only”-Anleger verzichten auf Diversifikation
In den meisten Fällen sind die Bewegründe der Börsen-Patrioten jedoch emotionaler Natur. Die Anleger vertrauen auf das, was sie kennen und halten sich von dem fern, was sie noch nicht verstehen – ganz nach dem Motto: “Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.” Ein falsches Gefühl der Sicherheit macht sich bei den Anlegern breit. Dabei ist ein reines Deutschland-Investment alles andere als sicher. Wer nur in einen Index, wie zum Beispiel den DAX investiert, verzichtet auf Diversifikation und setzt sich dadurch jeder Menge Risiken aus.
Diversifikation bedeutet nichts anderes, als die Streuung des eigenen Geldes in verschiedene Titel. Zwar weist der DAX mit seinen 40 Unternehmen auch eine gewisse Diversifikation auf, ausreichend ist das jedoch noch lange nicht. Wer eine echte Diversifikation in seinem Portfolio möchte, sollte hunderte Aktien aus unterschiedlichen Ländern und Branchen erwerben. Dadurch kann man nicht nur vom Wachstum der Weltmärkte profitieren, sondern auch das Klumpenrisiko senken. Potenzielle Kursrückgänge in einem Land können dann durch die Kursgewinne eines anderen Landes ausgeglichen werden.
Mit einem Investment in einen ETF, der einen breitgestreuten Welt-Index wie den MSCI ACWI abbildet, können Anleger ihr Portfolio diversifizieren. Mehr als 2.900 Aktientitel aus einer Vielzahl von Industrie- und Schwellenländern sind im MSCI ACWI enthalten. Hierbei stellen auch sprachliche Barrieren kein Problem mehr dar, denn Informationen zum Index lassen sich problemlos in deutscher Sprache auffinden. Mit Online-Brokern wie Scalable Capital könnt ihr schön für geringe Gebühren ETFs kaufen und verkaufen.*