P2P-Kredite sind deutlich weniger berühmt als andere Anlageklassen wie Aktien, Immobilien oder Rohstoffe. Kennen sollte man die neuartige Investitionsmöglichkeit dennoch.
Spricht man von Krediten, denken die meisten Menschen sofort an die klassische Kreditvergabe, bei welcher Privatpersonen eine Bank anfragen. Der Kreditnehmer ist in diesem Fall die Privatperson, während die Geschäftsbank als Kreditgeber fungiert. Doch es geht auch anders. In den letzten fünf Jahren sind sogenannte P2P-Kredite immer beliebter geworden.
Was sind P2P-Kredite?
P2P bedeutet ausgeschrieben “Peer-to-Peer”, stammt ursprünglich aus der Informatik und bezeichnet dort die Kommunikation zwischen zwei Rechnern. Auf Finanzen bezogen meint man damit die Kreditvergabe von einer Privatperson zu einer anderen Privatperson. Das besondere Merkmal von P2P-Krediten ist, dass Banken nicht an der Darlehensvergabe teilnehmen.
Das Konzept der privaten Kreditvergabe ist noch recht jung in der Finanzlandschaft. Die erste P2P-Plattform Zopa startete im Jahr 2005 in Großbritannien. Einen regelrechten Hype erlebten die P2P-Kredite hierzulande aber erst mit dem Aufstieg von Plattformen wie Bondora, Mintos und Auxmoney.
Ein Grund für die Beliebtheit der Privatkredite liegt vermutlich in der hohen Renditechance. Da die Zinsen bei P2P-Krediten deutlich höher ausfallen als bei traditionellen Sichteinlagen wie z.B. dem Tages- oder Festgeldkonto, sehen Investoren darin eine Möglichkeit, passives Einkommen zu erzielen. Der lettische Anbieter Mintos wirbt mit einem durchschnittlichen Zinssatz von 11,08 Prozent. Zum Vergleich: Selbst Aktien erzielten im letzten Jahrzehnt nur eine Rendite von durchschnittlich 10 Prozent p.a.
Wie funktionieren P2P-Kredite?
Die neue Art der Kreditvergabe wird im englischsprachigen Raum auch als Crowdlending bezeichnet. Das Konzept ist simpel. Ein Darlehensnehmer fragt auf einer Kreditvermittlungsplattform nach einem Darlehen. Investoren haben nun die Möglichkeit, auf dessen Finanzierungsgesuch einzugehen. Normalerweise sind gleich mehrere Investoren an einer einzigen Finanzierung beteiligt, sodass selbst kleine Beträge von 50 oder 100 Euro vergeben werden können.
Damit Anleger wissen, wie riskant sich das Investment gestaltet, wird der Darlehensnehmer einer Bonitätsprüfung unterzogen und im Anschluss einer Bonitätsklasse zugeordnet. Die Bonitätsklasse entscheidet über die Höhe der Zinsen, welche er bezahlen muss.
Viele Kreditnehmer nutzen P2P-Plattformen, da die Bonitätskriterien bei Banken oft strenger ausfallen. Personen mit einem negativen Schufa-Eintrag oder unregelmäßigem Einkommen finden dort leichter Zugang, Projekte zu finanzieren. Der Großteil der P2P-Kreditnehmer stammt aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Die gesamte Kreditvergabe verläuft anonym, sodass man nicht weiß, wer den Finanzierungsgesuch gestellt hat.
Wie groß ist das Risiko für Investoren?
Das Hauptrisiko von P2P-Krediten liegt im Ausfallrisiko, also darin, dass der Kreditnehmer nicht mehr zahlen kann oder möchte. Wer sich für das Crowdlending entscheidet, sollte deshalb unbedingt einen Blick auf die Bonität des Kreditnehmers werfen. Außerdem ist es ratsam, das Geld in mehrere Kredite aufzuteilen, um von einer Risikostreuung zu profitieren. Dadurch fällt eine einzige Ausfallrate weniger schwer ins Gewicht.
Ähnlich sicher wie deutsche Staatsanleihen oder Tages- und Festgeldkonten sind P2P-Kredite aber dennoch nicht. Eine Statistik von Bondora zeigt, dass rund 22 Prozent aller Kredite eine Verzögerung der Rückzahlung von mehr als 180 Tagen aufweisen.
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Des weiteren besteht immer das Risiko, dass der Anbieter die Bonitäten falsch einschätzt. Im Gegensatz zu Banken verfügen P2P-Plattform über geringere Erfahrung beim Thema Kreditbewertung. Außerdem ist immer die Möglichkeit gegeben, dass die P2P-Plattform Pleite geht. In der Theorie sind Investoren zwar über diverse Sicherheitsmechanismen abgesichert, da der Insolvenzfall eines Anbieters in der Praxis aber noch nie eingetreten ist, fehlt es an den nötigen Daten.
Wenn du also darüber nachdenkst, ins P2P-Geschäft einzusteigen, halte bitte Ausschau nach einem seriösen Anbieter. Vertrauenswürdige Plattformen stellen nicht nur einen Marktplatz zur Verfügung, sondern kümmern sich auch darum, bei Zahlungsausfällen den Kreditnehmer zu mahnen oder ein Inkassobüro zu kontaktieren. Außerdem arbeiten sie mit etablierten Kreditvermittlern wie z.B. Banken zusammen, die den jeweiligen Markt zusätzlich überwachen.
Vor- und Nachteile der Anlageklasse
P2P-Kredite bieten eine tolle Chance, dein Geld gewinnbringend anzulegen. Allerdings fällt die Rendite nicht einfach vom Himmel. Wie bei jeder anderen Anlageklasse auch, gibt es Vor- und Nachteile, die man kennen sollte, bevor man das erste Investment tätigt.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Attraktive Zinsen im zweistelligen Bereich | Ausfallrisiko |
Kurzfristige Kreditvergabe möglich (Wenige Wochen & Monate) | Einschätzung der Bonität kann fehlerhaft sein |
Niedrige Einstiegshürde (Kreditvergabe ab 10-50 Euro) | Insolvenz der P2P-Plattform möglich |
Diversifikation im Portfolio | – |
Lohnen sich P2P-Kredite für dich?
Ob du in P2P-Kredite investieren solltest, hängt ganz von deinem Anlegertyp ab. Wenn du eher risikoscheu investierst, ist Crowdlending die falsche Wahl. Mit breitgestreuten Aktien-ETFs und Anleihen bist du wahrscheinlich besser beraten.
Wenn du auch bei riskanteren Geldanlagen ruhig schlafen kannst und von höheren Renditechancen profitieren möchtest, könnten P2P-Kredite eine gute Beimischung in deinem Portfolio sein. Allerdings solltest du dennoch in verschiedene Kredite investieren und mehrere Anbieter dafür nutzen.
Finanzexperten raten außerdem, nur einen kleinen Teil deines Kapitals in die Anlageklasse zu stecken. Die Faustregel besagt, P2P-Kredite sollten nicht mehr als 5 bis 10 Prozent deines Portfolios einnehmen.