NFTs: Die dunkle Seite hinter dem Hype

NFTs: Die dunkle Seite hinter dem Hype
© Bored Ape Yacht Club

NFTs erobern momentan das Internet. Doch bei all dem Trubel in der digitalen Welt darf man die Schattenseiten nicht übersehen.

Wenn ihr in den letzten Monaten auch nur wenige Stunden in den sozialen Netzwerken verbracht habt, dann seid ihr an sogenannten NFTs wohl kaum vorbeigekommen. Die digitalen Objekte sind der neueste Trend der Krypto-Landschaft. Stars und Sternchen kaufen sich diese NFTs für Summen in Millionenhöhe, um sie ihren Fans als Statussymbol vorzuhalten, online-affine Investoren sehen in den Non-Fungible-Tokens eine Anlagemöglichkeit der Zukunft und Technikfreaks sind an dem Konzept dahinter interessiert.

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Für Menschen, die sich mit der Krypto-Welt nur wenig auseinandersetzen, klingt das alles wie Chinesisch. Damit ihr versteht, worüber wir im folgenden sprechen, wollen wir den Begriff einmal kurz erklären.

Was sind NFTs?

NFT steht für Non-Fungible-Token und stellt das Gegenteil eines Fungible-Tokens dar. Ein Fungible-Token ist ein Objekt, dass jederzeit durch ein selbiges Objekt ausgetauscht werden kann. Ein Beispiel dafür wäre die Kryptowährung Bitcoin. Ein digitales Exemplar der Münze kann immer mit einem anderen Exemplar des selben Wertes ersetzt werden. Die Non-Fungible-Tokens sind dagegen einzigartig. Das hat damit zutun, dass die Blockchain-Technologie jedes NFT mit einer Art Echtheitszertifikat versieht.

Wer ein NFT kauft, erwirbt immer dieses Echtheitszertifikat, welches bestätigt, dass ihr die rechtmäßigen Käufer und Besitzer des Objektes seid. NFTs können so ziemlich alles darstellen, was im Internet herumschwirrt. Musik, Videos, Kunstwerke, Memes und sogar Online-Posts können als NFT gekauft oder verkauft werden. Der CEO von Twitter, Jack Dorsey, verkaufte zum Beispiel seinen ersten Tweet für 2,9 Millionen US-Dollar an den iranischen Unternehmer Sina Estavi.

Wir wollen darauf hinweisen, dass Estavi hierbei nur das NFT, also die Besitzurkunde und nicht den tatsächlichen Tweet erwarb. Der Käufer eines Non-Fungible-Tokens besitzt nicht die Urheberrechte des gekauften Objekts, genauso wenig wie die Rechte zum löschen oder weiterverkaufen desselben. Was er besitzt, ist das Zertifikat, welches in der Blockchain hinterlegt, dass er der Besitzer ist – selbst wenn ihm der Tweet nicht wirklich gehört. Bilder, Tweets und Videos können immerhin unendlich im Internet repliziert werden.

Trotzdem ist der Andrang an NFTs gigantisch. Täglich werden enorme Transaktion auf NFT-Verkaufsseiten wie OpenSea durchgeführt. Beträge in Höhe von tausenden US-Dollar wechseln in Form der Kryptowährung Ethereum den Besitzer. Besonders beliebt: Digitale Kunstwerke wie zum Beispiel aus der Bored Ape Yacht Collection. Zu den Käufern der minderschönen Affen gehören Stars wie Justin Bieber, Stephen Curry, Eminem, Snoop Dogg und viele weitere.

NFTs: Die dunkle Seite hinter dem Hype
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Wie NFTs die Kriminalität unterstützen

Während die eine Seite das Geschäft mit den NFTs ins unermessliche hyped, hagelt es auf der anderen Seite Kritik. Skeptiker bemängeln vor allem die “Illusion der Seltenheit”, welche die NFTs erzeugen. Denn wie bereits erwähnt, können digitale Objekte, die als NFTs verkauft werden, vom Erschaffer ins unendliche repliziert werden. Ein digitales Kunstwerk ist eben, im Gegensatz zu einem physischen Kunstwerk, wie zum Beispiel der berühmten Mona Lisa, nicht einmalig. Ihr könnt das digitale Objekt nicht berühren, riechen oder ausstellen.

Der Schöpfer des Kunstwerks kann dieses aber, selbst wenn ihr das Zertifikat dazu bereits erworben habt, nach belieben weiterverkaufen. Ihr besitzt zwar noch die Kaufurkunde des speziellen Objektes, dass ihr erworben habt, weiter jedoch nichts. Und wer weiß, ob euer NFT noch denselben Wert haben wird, wenn jeder andere ein ähnliches besitzt. Allgemein, so die Kritiker, weiß niemand, wann die NFT-Blase platzen wird. Der Hype um NFTs explodiert aktuell, doch was wenn der Trend abnimmt? Wird jemand ein pixeliges JPG dann immer noch für 10 Millionen US-Dollar kaufen wollen? Die Spekulation mit den NFTs ist riskant, vermutlich noch viel riskanter, als der Handel mit Kryptowährungen.

Ebenso umstritten ist die Rolle der NFTs im Licht krimineller Machenschaften. Betrüger nutzen die Non-Fungible-Tokens, um insgeheim ein Vermögen anzuhäufen. Das funktioniert zum Beispiel, indem sie das digitale Eigentum anderer Menschen klauen und öffentlich weiterverkaufen. Im August 2021 wurde der Investor Pranksy Opfer eines Betrugs, bei dem jemand 300.000 US-Dollar für ein angeblich originales Bild des Künstlers Banksy verlangte. Kein Wunder, dass auch Bauernfänger den Weg in die Welt der NFTs gefunden haben. Immerhin ist es in Zeiten der Digitalisierung einfacher als je zuvor, die Inhalte anderer Leute als eigene auszugeben.

Natürlich gab es auch schon vor dem NFT-Hype Fälscher aller Art. Nur stellt es sich als sehr schwierig heraus, physische Gemälde so zu fälschen, dass ein anderer sie für original hält. Bei NFTs kann sich praktisch jeder als rechtmäßiger Künstler ausgeben. Die Freiheiten, die der digitale Raum bietet, sind eben nicht nur positiver Natur.

NFTs: Die dunkle Seite hinter dem Hype
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An zweiter Stelle bieten NFTs auch die perfekte Möglichkeit zur Geldwäsche. Die Umsetzung ist denkbar einfach. Habt ihr eine große Summe illegaler Gelder und wollt die Behörden glauben lassen, ihr hätte diese auf saubere Weise verdient, müsst ihr nur eine Transaktion auf einem NFT-Marktplatz tätigen und dabei zwei verschiedene Accounts benutzen. Mit dem einen Account gebt ihr euch als Künstler aus und verkauft irgendein Kunstwerk, sei es auch nur ein Strich auf einem Blatt Papier. Mit dem anderen Account kauft ihr dieses Kunstwerk, für welchen Preis auch immer ihr es angeboten habt.

Da der Wert eines Kunstwerks subjektiv ist, kann man nur schwierig nachweisen, ob es sich um eine legale oder illegale Transaktion handelt. Die Krypotwährungen, die beim Handel verwendet werden, bieten zusätzliche Möglichkeiten, die Identität des Käufers zu verschleiern. Auch wenn wir damit rechnen, dass die Regierungen Stück für Stück gegen diese neue Art der Geldwäsche vorgehen werden, haben Kriminelle bislang noch leichtes Spiel – egal ob in Deutschland oder Panama.

Enorme Auswirkungen auf die Umwelt

Nicht weniger bedenklich ist die Auswirkung der NFTs auf die Umwelt. Im Jahr 2018 konnte der Autor Alex de Vries in einer Studie nachweisen, dass der jährliche Energieverbrauch von Bitcoin vergleichbar mit dem des gesamten Staates Irland ist. NFTs nutzen dieselbe Blockchain-Technologie welche auch bei Kryptowährungen zum Einsatz kommt und einen riesigen ökologischen Fußabdruck hinterlässt. Dem Cointelegraph zufolge entspricht ein einziges NTF dem gesamten Stromverbrauch eines EU-Bürgers für mehr als einen Monat.

Die Transaktionen, die Erstellung, Kauf, Verkauf, Wiederverkauf und Lagerung beanspruchen, verursachen ein enormes Maß an Emissionen. In anderen Worten: Der Lebenszyklus eines NFTs ist genauso umweltschädlich, wie eine Autofahrt von München nach Rom. Umweltbewusste NFT-Anbieter versuchen den ökologischen Fußabdruck zwar zu verringern, der Großteil der Transaktionen läuft aber immer noch über das kontroverse Ethereum-Netzwerk.

Keiner von uns kann in die Zukunft sehen. Vielleicht werden sich die Probleme, welche NFTs momentan noch darstellen, in den kommenden Monaten oder Jahren verringern. An kreativen Ideen für neue Gesetzesentwürfe zum Schutz von Künstlern und Umwelt mangelt es zumindest nicht. Aktuell sind die Non-Fungible-Tokens allerdings noch alles andere als wertvoll für die Gesellschaft. Wer selbst überlegt, in NFTs zu investieren, sollte sich außerdem im Klaren darüber sein, dass die Blase jederzeit platzen kann. Denn ein Trend, der schnell kommt, kann genauso schnell wieder verschwinden, wie uns die Finanzmärkte in der Vergangenheit schon viele Male bewiesen.

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