Nestlé: Die vielen Skandale des Schweizer Lebensmittelkonzerns

Nestlé: Die vielen Skandale des Schweizer Lebensmittelkonzerns
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Nur wenige Konzerne stehen so scharf in der Kritik wie Nestlé. Die Gründe dafür sind vielzählig.

Mehr als eine Milliarde Menschen konsumieren täglich Produkte des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestlé. KitKat, Vittel, Garnier, Ralph Lauren, Purina, Mövenpick und viele weitere Marken gehören zu dessen Angebot. Doch Kritiker raten dazu, die Aktiengesellschaft zu boykottieren: Denn unethische Geschäftspraktiken stehen an der Tagesordnung des Unternehmens.

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Die Anschuldigungen gegen Nestlé sind immens, aber keinesfalls aus der Luft gegriffen. Für die meisten Vorwürfe gibt es Beweise, die sich nur schwer von der Hand weisen lassen. In den letzten Jahren geriet der Lebensmittelkonzern vor allem wegen folgender vier Skandale ins Kreuzfeuer:

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Skandal 1: Nestlé privatisiert Grundwasser

Jedes Jahr macht Nestlé fast 8 Milliarden Euro Umsatz durch den Verkauf von Trinkwasser. Doch die Art wie der Konzern an das Wasser gelangt, ist mehr als fragwürdig. Denn dem Unternehmen wird vorgeworfen, in armen Ländern Wasser aus heimischen Quellen abzupumpen, um dieses dann in derselben Region teuer zu verkaufen.

Der für dieses Geschäftsfeld zuständige Betrieb Nestlé Waters besitzt 95 Produktionsstandorte in 34 Ländern. Darunter auch im südlichen Afrika, in Pakistan und Äthiopien, wie das Handelsblatt berichtet. Alleine in Südafrika sollen dem Konzern elf Standorte gehören.

Auch in Europa macht sich Nestlé mit seinem Wassergeschäft die Hände schmutzig. Für die Mineralwassermarke Vittel pumpt das Unternehmen in der gleichnamigen französischen Kleinstadt jedes Jahr Hundert­tausende Kubikmeter Wasser ab. Das sorgt dafür, dass der Grundwasserspiegel vor Ort um bis zu 30 Zentimeter jährlich sinkt. Roman Le Fanic, Werksdirektor von Nestlé Waters, gab im Jahr 2020 zu, dass man mehr Wasser abpumpe als sich natürlicher­weise regenerieren könne. Seit 30 Jahren hat der Konzern daran aber nichts geändert.

Skandal 2: Tierversuche an Mäusen

Mit dem Tochterunternehmen Nestlé Skin Health ist der Schweizer Lebensmittelkonzern in der Beauty-Branche tätig. Dort hagelte es im Jahr 2014 scharfe Kritik, nachdem durch Schlagzeilen bekannt wurde, dass Nestlé Botox-Produkte an Tieren teste. Laut dem deutschen Tierschutzbund sind es Mäuse, denen Wissenschaftler im Auftrag des Unternehmens Botoxmittel in die Bauchhöhlen spritzen. Wenn die Hälfte der Mäuse bei diesem Prozess stirbt, wissen die Forscher, dass die Dosis zu hoch war.

Schon im Jahr 2011 wurde Nestlé wegen Tierversuchen für seine Eisteemarke Nestea kritisch beäugt. Der Konzern verspricht jedoch, den Einsatz dieser grausamen Forschungsmethoden “auf ein Minimum zu reduzieren”. In Deutschland setze man deshalb gar keine Tierversuche mehr ein, wie es auf der offiziellen Internetseite geschrieben steht.

Skandal 3: Gefährliche Babynahrung

Jedes Jahr sterben rund 600.000 Babys weltweit, weil sie nicht nach medizinisch angemessenen Vorgaben gestillt werden. Denn vor allem in ärmeren Ländern kommt oft künstliche Muttermilch zum Einsatz, die mit verunreinigtem Wasser vermischt wurde. Trinken Säuglinge diese Flüssigkeit, können Infektionen entstehen, die schlussendlich zum Tod führen.

Nestlé versucht Mütter derweil durch aggressive Werbekampagnen vom Stillen abzuhalten und die eigenen Produkte als Alternative darzustellen. Das bringt Kritiker schon seit den 70er-Jahren gegen den Lebensmittelkonzern auf. Auch die World Health Organisation (WHO) verurteilt die Praktiken des Schweizer Unternehmens.

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Skandal 4: Zerstörung des Regenwalds

Wenn Palmöl abgebaut wird, muss dafür oft die Umwelt leiden. Wie Greenpeace berichtet, werden alleine in Indonesien rund 20 Quadratkilometer Regenwald jeden Tag wegen des Palmöl-Abbaus zerstört. Weil Nestlé das Öl in seinen Schokoprodukten der Marke KitKat benutzt, kam es im Jahr 2010 zu Entrüstungen gegen den Konzern.

Nestlé beteuerte damals zwar, Palmöl bis 2015 nur noch aus nachhaltigen Quellen zu beziehen, erfüllt hat sich dieses Versprechen aber nicht. In einem Interview mit dem Guardian aus dem Jahr 2016 gab man zu, immer noch nur zwei Drittel des Inhaltsstoffes umweltfreundlich besorgt zu haben. Eine gute Nachricht: Im Jahr 2019 stammten eigenen Angaben zufolge schon 79 Prozent des Palmöls von Nestlé aus verantwortungsvoller Beschaffung.

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