Die ‘Ndrangheta aus Kalabrien ist die mächtigste Mafia-Organisation der Welt. Das Geschäftsmodell besteht aus dem Handel mit Drogen, der illegalen Müllentsorgung und anderen verbrecherischen Aktivitäten.
Am frühen Morgen des 15. Augusts 2007 wird die westfälische Stadt Duisburg von einer Bluttat heimgesucht. Insgesamt sechs Menschen kommen durch die Hand der italienischen ‘Ndrangheta ums Leben. Der Mord findet vor einer Pizzeria statt, die Schusswunden weißen auf Pistolen als Tatwaffen hin. An jenem Tag begreifen die deutschen Behörden, dass die Mafia nicht nur ein italienisches Problem ist.
Die ‘Ndrangheta aus Kalabrien umfasst mehr als 60.000 Mitglieder und stellt damit selbst die Konkurrenz aus Sizilien und Neapel in den Schatten. In Deutschland sollen sich, Behörden zufolge, um die 505 Mitglieder aufhalten. Besonders stark ist die Mafiaorganisation in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hessen vertreten.
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‘Ndrangheta: Das Geschäftsmodell der kalabrischen Mafia
Das aus einzelnen Clans bestehende Verbrechersyndikat agiert mittlerweile nicht mehr nur in Kalabrien, sondern international. Kontakte mit südamerikanischen Drogenkartellen sind fester Bestandteil des Geschäfts. Ein großer Teil der Einnahmen setzt sich immerhin aus dem Handel mit Rauschgift zusammen – überwiegend Kokain.
Konkurrenz hat die ‘Ndrangheta beim Drogenhandel in Europa keine. Zur amerikanischen Mafia in New York existieren vermutlich enge Beziehungen. Die sizilianische Cosa Nostra verfügt schon lange nicht mehr über die kriminelle Vorherrschaft auf dem Kontinent.
Die ‘Ndrangheta gilt als noch verschlossener und schwieriger zu durchdringen als andere italienische Mafiagruppierungen. Eine Studie des Forschungsinstituts Demoskopia kann uns dennoch einen Einblick in das Geschäftsmodell der Organisation liefern.
So verrät uns die Untersuchung zum Beispiel, dass die ‘Ndrangheta insgesamt 400 “Führungskräfte” in 30 Ländern versammelt. 144 davon seien allein in Kalabrien tätig, 122 weitere im Rest von Italien. Stellenweise reicht der lange Arm der Mafia bis nach Afrika und Australien.

Drogen, Erpressung und Co: Die vielen Einkommensquellen der Mafiosi
Im Jahr 2013 soll die Organisation 53 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet haben – das entspricht 3,5 Prozent des italienischen Bruttoinlandprodukts. Der Umsatz aus den einzelnen Geschäftszweigen setzt sich wie folgt zusammen:
- Drogenhandel: 24,2 Milliarden Euro
- Illegale Müllentsorgung: 19,6 Milliarden Euro
- Erpressung und Wucherei: 2,9 Milliarden Euro
- Veruntreuung: 2,4 Milliarden Euro
- Glücksspiel: 1,3 Milliarden Euro
- Waffenverkäufe, Menschenhandel & Markenfälschung: 1 Milliarde Euro
Mit ihren Einnahmen übertrifft die ‘Ndrangheta sogar einige DAX-Unternehmen. Im Jahr 2021 soll die Mafiagruppierung erneut rund 50 Milliarden Euro umgesetzt haben. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa dem Umsatz von Audi.
Während der Coronakrise konnte die kalabrische Mafia hohe Geldsummen durch Kredite erwirtschaften. Privatpersonen und Firmen, die wegen des Lockdowns in Liquiditätsengpässe geraten waren, wandten sich damals an die ‘Ndrangheta, weil ihnen die Banken Kredite verweigerten. Jegliches Geld, dass man herausgab, war natürlich mit Wucherzinsen versehen. In Deutschland kam diese Masche verstärkt in Bayern zum Einsatz.