Die Geschichte eines Affen, der mit seinem Aktienportfolio die Wall-Street-Profis in die Tasche steckte, ist weltbekannt. Aber was ist dran an der urbanen Legende?
Anfang der 70er-Jahre behauptete der Ökonom Burton Malkiel, dass ein Affe, der mit verbundenen Augen Pfeile auf eine Dartscheibe voller Aktientitel wirft, bessere Ergebnisse erzielen könne als die meisten Börsenprofis. Fast drei Jahrzehnte später wurde diese These dann mit einem Schimpansen namens Raven getestet. Das überraschende Ergebnis: Der Primat wählte mit seinen Dartwürfen tatsächlich bessere Aktien aus als die meisten professionellen Investoren.
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Blamierte ein Affe wirklich die Wall-Street-Profis?
Die Geschichte von Raven hat mittlerweile Legendenstatus erreicht. Finanzredakteure zitieren sie immer wieder, um die Inkompetenz der Berufsinvestoren oder die Unvorhersehbarkeit der Märkte aufzuzeigen. Anleger werden durch sie motiviert, da scheinbar selbst ein Schimpanse an der Börse reich werden kann. Doch wie viel Wahrheit steckt hinter der beliebten Story?
Im Jahr 1999, als der Dotcom-Boom gerade seine Hochphase erreichte, legten US-amerikanische Forscher dem Schimpansen Raven eine Augenbinde um und ließen ihn Pfeile auf den Börsenteil einer Zeitung werfen. Auf diese Weise stellte der Affe ein kleines Aktienportfolio zusammen. Bis zum Jahresende konnte der haarige Junganleger eine Rendite von 365 Prozent mit seinem Portfolio einfahren. Damit schlug der Affe rund 6.000 Investoren der Wall Street und wurde zum 22. besten Investor des Jahres gekürt. Mit seinem Erfolg schaffte es Raven damals sogar ins Guinness-Buch der Rekorde.
Eine Blamage für professionelle Investoren? Nicht wirklich. Denn der Erfolg des sechsjährigen Schimpansen war nicht von langer Dauer. Im August 2000 lag sein zufällig zusammengestelltes Portfolio rund 34 Prozent im Minus. Somit befand er sich knapp 37 Prozent hinter dem US-Index Nasdaq. Kurze Zeit später gingen fast alle der Unternehmen pleite, die Raven ausgewählt hatte und die Kurse rauschten ins Bodenlose. Sein Aktienportfolio war dem Dotcom-Crash zum Opfer gefallen.
Die meisten Fondsmanager verlieren gegen den Markt
Der zweite Teil der Story wird von vielen Menschen gerne übersprungen. Dabei muss man keine Affengeschichten erzählen, um die Börsenprofis zu kritisieren. Studien beweisen immer wieder, dass die Mehrheit der Fondsmanager nicht ihren Vergleichsindex schlagen kann. Laut der angesehenen SPIVA-Studie erzielten 92,1 Prozent der US-amerikanischen Aktienfonds in den letzten zwanzig Jahren eine Underperformance gegenüber ihrer Benchmark.
Auch international gesehen läuft es nicht viel besser: Rund 88,5 Prozent der globalen Fonds verloren im selben Zeitraum ebenfalls gegen den Markt. Bei den Emerging Markets Fonds (Schwellenländer-Fonds) gehörten sogar 97,0 Prozent zu den Verlierern. Bei den internationalen Small Cap Fonds sind es dagegen “nur” 84,9 Prozent. Auch wenn die Zahlen der SPIVA-Studie besonders fatal wirken, kommen andere Untersuchungen über längere Zeiträume oft zu ähnlichen Ergebnissen. Der miserable Ruf der Fondsmanager wird dadurch bekräftigt.
Die bessere Alternative zu den aktiven Fonds der Börsenprofis sind ETFs (Exchange Traded Funds). Dabei handelt es sich um börsengehandelte Anlageprodukte, mit denen Anleger ganz stumpf einen Index nachbilden können – z.B. den MSCI World, welcher mehr als 1.500 Aktien aus 23 Ländern enthält. Die Gebühren sind meist geringer als bei klassischen Fonds. Zudem gibt es keinen Ausgabeaufschlag. Weitere Informationen zu ETFs findest du hier. Handeln lassen sich die Indexfonds bei einer Bank oder einem Online-Broker.