Lotusseide ist einer der exklusivsten Stoffe der Welt und wird ausschließlich in Myanmar gewonnen. Allerdings gibt es noch andere Gründe, die das feine Tuch so teuer machen.
Seide gehört in allen Varianten zu den begehrtesten Naturfasern. Doch ein Vertreter ist besonders wertvoll. Die Lotusseide zeichnet sich durch ihre atmungsaktive, wasserabweisende Textur aus und blickt auf eine traditionelle Vergangenheit zurück. Heute kommt der Stoff hauptsächlich für die Herstellung von Luxusbekleidung zum Einsatz. Ein Jackett aus dieser Kostbarkeit kann etwa 6.000 Euro kosten.
Lotusseide: Von Myanmar nach Italien
Bis zu zehnmal teurer als herkömmliche Seide ist der Stoff, der aus den Fasern der Lotosblüten gewoben wird. Früher war er daher nur Buddha-Statuen und buddhistischen Mönchen vorenthalten. Die ersten Erwähnungen der Lotusseide gehen auf das Jahr 120 zurück und stammen aus überlieferten Dokumenten des römischen Geschichtsschreibers Florus.
In Myanmar, dem einzigen Herstellungsort der Seide, und anderen buddhistischen Ländern gilt die Lotosblüte als Symbol für Reinheit, Fruchtbarkeit und Erleuchtung. Ihren heiligen Status hat sie nicht verloren. 2010 wurde allerdings die Luxusmode-Branche auf den daraus gewonnen Stoff aufmerksam. Das italienische Modehaus Loro Piana war das erste, das Männerjacketts aus Lotusseide verkaufte. Wer eines erwerben möchte, sollte geduldig sein, denn pro Monat werden nur rund ein Dutzend maßgeschneiderte Sakkos angeboten.

Warum ist Lotusseide so teuer?
Für Textilhersteller ist Lotusseide aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften interessant. Der Stoff ist leicht, feuchtigkeitsresistent und knittert nicht. Allein dadurch kommt der hohe Preis aber nicht zustande. Viel eher liegt es daran, dass nur wenige Menschen mit der aufwendigen und komplexen Verarbeitung vertraut sind.
Das Haupterntegebiet der Fasern ist der Inle-See in Myanmar. Die dort lebenden Intha ernten sie aus den Stängeln der Lotosblüten und -blättern, wenn der Wasserstand am höchsten ist, da sie dann die größte Länge erreichen. Jeder Stängel enthält nur etwa 30 bis 50 Fasern. Die Fasern werden von Weberinnen verzwirnt und gesponnen, solange sie noch geschmeidig sind. Für einen Meter Stoff werden rund 10.000 Stängel benötigt.