Die Lira befindet sich ein weiteres Mal im freien Fall. Trotzdem ändert sich nichts an der türkischen Finanzpolitik.
Die Talfahrt geht weiter. Schon seit Monaten verliert die türkische Landeswährung Lira massiv an Wert. Am Montagmorgen erreichte man dann ein neues Rekordtief: 16,5 türkische Lira waren nur noch einen einzigen Euro wert. Die Türkei befindet sich in einer Währungskrise, die sich am Wochenende mit Protesten in Istanbul und Ankara entlud. Um gegen die aktuelle Geldpolitik des Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan zu demonstrieren, schlug es tausende von Menschen auf die Straßen – doch der Wahnsinn findet kein Ende.
Präsident Erdoğan bleibt stur
Noch für diesen Freitag erwarten von Reuters befragte Ökonomen, dass die Zentralbank den Zinssatz erneut senken wird – von 15 auf 14 Prozent. Experten vermuten einen weiteren Kurssturz, doch die Landesregierung bleibt ihrem Kurs treu. Obwohl die eigene Währung seit Jahresbeginn bereits 40 Prozent ihres ursprünglichen Wertes verloren hat, fordert Erdoğan immer weitere Senkungen des Leizinses, um die “Geldentwertung abzumildern”.
Statt einer positiven Kursentwicklung rief die Politik des Präsidenten jedoch eine stetig steigende Inflation hervor. Die Inflationsrate der Türkei liegt momentan bei mehr als 21 Prozent. Diese Entwicklung sorgt nicht nur bei der Bevölkerung für Besorgnis, sondern ebenfalls bei den Unternehmen, die sich davor scheuen, Güter aus dem Ausland zu erwerben.
Auch deutsche Exporte finden keine türkischen Abnehmer mehr, wie Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbandes BGA erklärt. “Weil dadurch Waren aus dem Ausland teurer werden, verringert sich die Nachfrage in der Türkei und deutsche Exporte leiden darunter.” Betroffen seien vor allem Exportwaren wie Maschinen, Autos und Autoteile, ebenso wie chemische Produkte. Mit Deutschland verliert der vorderasiatische Staat seinen wichtigsten Handelspartner und einen der größten ausländischen Investoren.
Erdoğans Niedrigzinspolitik treibt das Land immer tiefer in den Ruin. Dennoch versprach er in einem Interview Ende November, dass man die Zinsen bis zu den für 2023 geplanten Wahlen weiter drücken möchte – und das trotz der sowieso schon aggressiven Inflation. Nicht lange zuvor tauschte er seinen Finanzminister Lütfi Elvan aus, der nur knapp 12 Monate im Amt war.