Krieg in Europa: Was passiert jetzt mit euren Aktien?

Krieg in Europa: Was passiert jetzt mit euren Aktien?
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Russland und die Ukraine befinden sich im Krieg. Was jetzt mit euren Aktien passieren könnte, zeigt ein Blick in die Vergangenheit.

Das russische Militär attackiert die Ukraine. Der ukrainische Präsident Selenskyj rief heute morgen den Kriegszustand aus. Während der Osten des Landes unter dauerhafter Bombardierung steht, sollen russische Truppen bereits vor Kiew stehen. Die Nato reagiert mit Strafmaßnahmen gegen Russland und zusätzlichen Schritten um die “Abschreckung und Verteidigung im gesamten Bündnis weiter zu verstärken”, wie es in einer am Mittag verabschiedeten Erklärung der 30 Bündnisstaaten heißt.

Wie sich der Konflikt weiter entwickeln wird, steht in den Sternen. Sicher ist nur, dass der Krieg bereits 50 Todesopfer hervorgebracht und vermutlich noch viele weitere Opfer hervorbringen wird. Außerdem wirken sich die kriegerischen Handlung seitens Russlands bereits auf die Finanzmärkte aus. Die Moskauer Börse ist um 50 Prozent eingebrochen, der DAX hat die 14.000-Punkte-Marke unterschritten und auch der US-amerikanische S&P 500 sackte um 1,84 Prozent ab. Viele Anleger flüchten sich momentan in Gold und Staatsanleihen.

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Was mit der Börse in Kriegszeiten geschieht

Die Panik ist groß bei den Investoren, die wirtschaftlichen Konsequenzen nicht vorhersehbar. Doch sollte man jetzt wirklich sein Portfolio ausräumen, um eventuellen Kursverlusten zu entgehen? Diese Frage muss sich jeder selbst beantworten. Die Vergangenheit hat allerdings gezeigt, dass Kriege weniger verheerend für die Börse sind, als die meisten Menschen glauben. Wer langfristig investiert, kann auch die größten Krisenzeiten noch mit positiver Rendite verlassen.

Fakt ist, dass Anleger oft überreagieren. Die Geschichte zeigt, dass die Börsen während Kriegszeiten zwar massiv einbrechen können, sich in der Regel aber schnell wieder erholen. Als Beispiel wollen wir hierbei die historische Kursentwicklung des Aktienindex Dow Jones Industrial Average herbeiziehen.

Seinen größten Wertverlust erlebte der Dow Jones im Jahr 1940, als das Deutsche Reich Frankreich attackierte. Während einem Zeitraum von 13 Tagen brach der Index um bis zu 17,1 Prozent ein. Der Angriff auf Pearl Harbor im Jahr 1941 ließ den US-amerikanischen Index nur 6,5 Prozent in die Tiefe fallen. Im Verlaufe des gesamten Zweiten Weltkriegs sanken die Aktienkurse zwar zu Beginn, erholte sich aber allmählich wieder, als der Sieg der Alliierten immer wahrscheinlicher wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand der Dow Jones wieder höher, als beim Kriegsbeginn.

Langfristige Investitionen lohnen sich

Die meisten Kriege hatten keine allzu starke Auswirkung auf den Index. Die Konflikte in Afghanistan und Jugoslawien kosteten den Dow Jones nicht einmal zweistellige Prozentzahlen. Die Anschläge vom 11. September 2001 ließen den Aktienindex zwar um bis zu 16 Prozent einbrechen, nur nach zwei Monaten lag der Dow Jones aber schon wieder höher, als noch vor der Schreckenstat. Egal was auch passierte, der Index erholte sich blitzartig wieder.

Krieg in Europa: Was passiert jetzt mit euren Aktien?
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Langfristige Investoren brauchten sich nicht zu fürchten. Wie der Dow Jones-Chart beweist, haben sich die Aktienkurse nach einigen Jahren des Wartens immer wieder erholt, nur um im Anschluss neue Kursrekorde aufzustellen. Man könnte sagen, der Spruch “die Zeit heilt alle Wunden” ist an der Börse wahrer, als irgendwo anders. Nicht ohne Grund lehrte schon Börsenlegende Benjamin Graham, Geduld sei “die oberste Tugend des Investors”.

Andere Indizes wie DAX und S&P 500 kamen in der Vergangenheit übrigens ähnlich leicht aus kriegerischen Konflikten heraus. Anders ist die Situation dann, wenn ein Land vollständig durch den Krieg zerstört wird, wie Deutschland zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Hierbei fielen die Kurse um besorgniserregende 96 Prozent. Als das Reich nach wochenlangen Bombardements in Trümmern lag, war eine komplette Reformation der Wirtschaftsstrategie vonnöten.

Laut einer Studie von Credit Suisse, die den Zeitraum von 1914 bis 2001 umfasst, führen die meisten bedeutenden geopolitischen Ereignisse zu Schwankungen von zehn Prozent oder weniger auf den großen Aktienmärkten. Der Effekt gleicht sich jedoch für gewöhnlich innerhalb eines Monats wieder aus. Die Auswirkungen auf die Geldwährung eines Landes und die erhöhten Preise für Verbraucher, sind dabei natürlich nicht einberechnet. Auch das Leid, welches eine kriegerische Auseinandersetzung hervorruft, kann sich nur vorgestellt werden. Denn was an den Finanzmärkten passiert, ist immer harmlos in Relation zu dem, was die vom Krieg betroffenen Menschen erfahren müssen.

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