Klein aber bedeutend: Warum ist die Schweiz so reich?

Klein aber bedeutend: Warum ist die Schweiz so reich?
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Die Schweiz ist neben Bergen, Uhren und Käse vor allem für eines bekannt: Geld. Doch welche Umstände machten das Land so reich, wie es heute ist?

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wandelte sich die Schweiz von einem lockeren Staatenbund, bestehend aus einzelnen Kantonen, in einen modernen Bundesstaat. Der Schritt in ein neues Zeitalter war getan. Doch was viele Revolutionäre begeisterte, beschwor schon bald eine wirtschaftliche Krise hervor. Die Landwirte verloren ihre Arbeitsgrundlage und wanderten entweder ins Ausland oder in die Industriezentren aus. Eine wirkliche Armenfürsorge gab es noch nicht. Wer unter den Folgen des Strukturwandels litt, wurde höchstens mit einem Eheverbot belegt, um den Geldmangel zumindest nicht vererben zu können.

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Mit schweizerischen Tugenden zum Erfolg

Wenn wir heute an die Schweiz denken, sehen wir ein Symbol des Wohlstands vor Augen. Banker und Millionäre ersetzen die armen Bauern der frühen Industrialisierung. Gemessen am BIP pro Kopf gehört das unscheinbare Bergenland mittlerweile zu den reichsten Staaten der Welt. Von Armut fehlt jede Spur und doch mussten die Schweizer hart dafür arbeiten, um heute an der Spitze des Wohlstands zu stehen.

Warum die Schweiz heute so reich ist, lässt sich nicht anhand weniger Faktoren bestimmen. Viele Umstände mussten zusammenkommen, um den wirtschaftlichen Aufstieg einzuleiten. Bei einer Sache sind sich Wirtschaftshistoriker aber sicher: ein bedeutender Grund für den Wohlstand des Landes war die Arbeitsethik. Die massenweise Einwanderung von Protestanten aus Frankreich brachte Zuverlässigkeit, Unternehmertum und Fleiß mit sich.

Auch ein höheres Verständnis von Qualität fand Einzug in den Kantonen. Präzision beim Uhrwerk, den Maschinen und sogar bei Käse und Schokolade prägten ab sofort die Kultur der Schweizer. Zeitgleich setzte das Land auf einen hohen Bildungsstandard, sowohl für die Eliten, als auch für Volksschüler und Lehrlinge. Im Verlaufe der nächsten Jahrzehnte entstanden so die ersten weltbekannten Konzerne. Nestlé, der größte Lebensmittelhersteller der Erde, erwuchs 1866 in der unscheinbaren Stadt Vevey. Später kamen auch diverse Pharma- und Chemieunternehmen hinzu.

Ihr goldenes Zeitalter durchlebte die Schweiz aber erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts. Experten sehen vor allem die Rolle des Landes im ersten und zweiten Weltkrieg als ausschlaggebend für den wirtschaftlichen Erfolg. Denn als sich viele Staaten inmitten der Kriegsunruhen bekämpften, schaffte es die Schweiz, neutral zu bleiben. Während sich die Nachbarländer gegenseitig ruinierten, blieb die inländische Wirtschaft weiter in Takt. So geschah es, dass die kleine Nation nach den Kriegen zu einem bedeutenden Produktionsapparat der Weltmärkte wurde.

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Das berühmte Schweizer Bankensystem

Durch die Neutralität des Landes gewann auch das Bankensystem an Einfluss. Aus Angst vor neuen Konflikten verwahrten die europäischen Bürger ihr Vermögen bei den Schweizer Banken. Würde ein weiterer Krieg ausbrechen, so dachte man, wäre das Geld dort sicher. Der Ruf einer politisch und wirtschaftlich stabilen Schweiz verbreitete sich in alle Himmelsrichtungen.

Auch heute noch gilt die Schweiz als äußerst sicher. Viele ausländische Firmen lassen sich in dem mitteleuropäischen Land nieder und das nicht nur wegen der günstigen Steuerlage. Einige der bedeutsamsten Unternehmen der Welt verfügen über Sitze in den Kantonen. Geschäftsmänner profitieren gleichzeitig von dem schweizerischen Bankgeheimnis, das ihnen die Möglichkeit gibt, Gelder vor den Finanzämtern verstecken zu können. Kundschaft finden die Schweizer Banken aus allen Kontinenten der Erde. Nicht selten nutzen auch Kriminelle die besondere Privatsphäre des Landes, um illegale Vermögen zu horten.

Ein weiterer Grund für den Reichtum der Schweiz liegt in ihrer geografischen Lage. Die bergigen Landschaften boten immerzu einen natürlichen Schutz vor feindlichen Invasionen. Gleichzeitig profitierte die Nation von ihren Nachbarländern im Norden, Süden und Westen. Dank den Wirtschaftsgiganten Deutschland, Italien und Frankreich hatte die schweizerische Exportindustrie durchgehend reiche Kunden, die sie beliefern konnte. Zur selben Zeit ließen sich in den Nachbarstaaten hochkarätige Ingenieure und Wissenschaftler finden.

Welche Faktoren am ausschlaggebendsten für den Erfolg der Schweiz waren, ist bei Wirtschaftshistorikern umstritten. Zusammenfassend lässt sich jedoch behaupten, dass der Innovationsgeist der Bewohner, die dauerhafte politische Neutralität, der internationale Handel und das renommierte Bankensystem von großer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes waren. Was die Zukunft bringen wird, ist ungewiss. Da die Weltwirtschaft nicht immer aber vorhersehbar ist, wollen wir es mit Prognosen so halten, wie die Schweiz selbst: neutral.

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