Chinesische Aktien sind aus vielerlei Gründen mit Risiken behaftet. Vor allem aber die Macht der Kommunistischen Partei sollte Anlegern Sorge bereiten.
Noch vor rund 40 Jahren war China ein Entwicklungsland, das hauptsächlich von der Agrarwirtschaft lebte. Heute gilt das Land der Morgenröte, neben den Vereinigten Staaten, als größte Volkswirtschaft der Welt. Die rote Erfolgsgeschichte stößt immer wieder auf offene Ohren bei Investoren, die sich wie verrückt mit chinesischen Aktien eindecken. Doch Anleger sollten den Aufstieg des Drachen mit Vorsicht genießen. Denn auch wenn die chinesische Wirtschaft kontinuierlich wächst, warten zahlreiche Risiken auf westliche Investoren.
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Der Kontrollwahn der chinesischen Regierung
Wer chinesische Aktien kaufen möchte, sollte sich der Tatsache bewusst sein, dass die Regierung des Landes einen enormen Einfluss auf die heimischen Unternehmen wirkt. Weite Teile der Wirtschaft werden von der regierenden Kommunistischen Partei überwacht. Bei mehr als 70% der privaten Unternehmen in China sind Delegierte des Staates an der Geschäftsführung beteiligt, wodurch Politik und Markt stets miteinander verbunden sind.
Was passieren kann, wenn die Führungsebene eines Landes zu viel Macht ausüben kann, zeigt der Fall Jack Ma. Ursprünglich wollte der Alibaba-Gründer im Jahr 2021 mit der Ant Group, einer Tochtergesellschaft der Alibaba Group, an die Börse in Hong Kong gehen. Der Börsengang des Fintech-Unternehmens sollte mit 34,5 Milliarden US-Dollar der größte aller Zeiten werden. Doch die Kommunistische Partei verhinderte das langersehnte Ereignis.
Die Regierung erklärte damals, das “regulatorische Umfeld” habe sich geändert und die Ant Group könne die neuen Kriterien nicht erfüllen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Börsenstop mit einer Rede Jack Mas zusammenhängt, in welcher der Firmenchef nur wenige Wochen zuvor die chinesischen Wirtschaftsvorschriften kritisierte. Der 57-Jährige argumentierte, die staatlichen Banken würden sich wie Pfandhäuser verhalten und neue Entwicklungen zu gering fördern.
Nicht lange nach dem Börsenstop seiner Firma verschwand auch Jack Ma selbst für drei Monate aus der Öffentlichkeit. Als er wieder auftauchte, lobte er die Regierung für ihren “Kampf gegen die Armut.” Das hielt die Führungsebene jedoch nicht davon ab, den Milliardär ein weiteres Mal zu bestrafen. Unter dem Vorwand, der Versandriese Alibaba sei an der Ausübung “monopolistischer Praktiken” beteiligt, wurde der Konzern mit einer Strafe von umgerechnet 2,80 Milliarden US-Dollar belegt. Kritiker glauben, auf diese Weise wolle die Kommunistische Partei auch andere Tech-Giganten wie etwa Baidu oder Tencent abschrecken.
Vorsicht bei chinesischen Aktien
Alibaba ist nicht der einzige Konzern, welcher in letzter Zeit mit der kommunistischen Arroganz zu kämpfen hatte. Im Juli 2021 untersagte die Regierung den Zusammenschluss der Livestreaming-Plattformen Huya und Douyu International aufgrund kartellrechtlicher Bedenken. Das chinesische Uber-Äquivalent Didi Chuxing wurde wegen angeblicher Cybersecurity-Probleme aus allen App-Stores des Landes verbannt, was den Börsenkurs des Mutterkonzerns Didi Global einbrechen ließ.
Den Unternehmen New Oriental Education & Technology und Gaotu Techedu, welche Bildung im Internet anbieten, verbat man, Gewinne zu erzielen. Wo immer Waren oder Dienstleistungen verkauft werden, hat auch die chinesische Regierung ihre Finger im Spiel. Die fast schon regelmäßigen Einschränkungsmaßnahmen wirken sich nicht nur auf die Aktien des eigenen Landes aus. Auch ausländische Unternehmen, die jedoch von China abhängig sind, werden durch die Verbote gefährdet.
Die Handlungen der Kommunistischen Partei sind für ausländische Anleger kaum prognostizierbar. Wer chinesische Aktien kauft, lässt sich auf eine gefährliche Wette ein. Trifft die hiesige Regierung folgenschwere Entscheidungen, könnte das zu Kurseinbrüchen bis hin zu Totalverlusten auf dem Aktienmarkt führen.
Wir möchten nicht explizit von einem Investment in chinesische Wertpapiere abraten. Doch wer sich auf den Markt der südostasiatischen Nation begibt, sollte sich dem Risiko bewusst sein – vor allem im Hinblick auf die aktuellen Spannungen zwischen China und den USA.