Krypto-Anleger stehen vor einem Scherbenhaufen – der Bitcoin scheint unaufhörlich zu fallen. Doch wie kam es überhaupt zu einem derart aggressiven Crash?
Schon seit Wochen befindet sich der Bitcoin in einer schwierigen Marktphase. Im Mai kam es dann, aufgrund von Zinserhöhungen, zu einer regelrechten Talfahrt. Der Kurs fiel zwischenzeitlich unter die psychologisch wichtige Marke von 30.000 US-Dollar. Anfang der Woche, am Montag, erlebten wir jetzt einen weiteren, heftigen Kursverfall.
Aktuell kämpft der Bitcoin um die 20.000 Dollar-Marke. Von seinem Höchststand von 69.000 US-Dollar im November letzten Jahres ist nicht mehr viel zu sehen. Auch andere Kryptowährungen fühlen sich momentan starken Kursverlusten ausgesetzt.

Ethereum hat alleine in den letzten fünf Tagen mehr als 32 Prozent seines Wertes verloren. Dem Portal CoinMarketCap zufolge beläuft sich der Wert aller Kryptowährungen momentan auf etwa 900 Milliarden US-Dollar. Zum Verständnis: Vor einem halben Jahr war die Marktkapitalisierung noch rund dreimal so hoch.
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Was den Bitcoin-Crash überhaupt erst ermöglicht hat
Bitcoin-Anleger sehen sich mit einem Tiefstwert konfrontiert, der seit eineinhalb Jahren nicht mehr in ihrem Portfolio auftauchte. Doch was sind die Gründe für den aggressiven Kursverfall?
Auf der einen Seite ist da die Sorge vor einer anhaltend hohen Inflationsrate. Hinzu kommt die Angst vor weiteren Leitzinserhöhungen der Zentralbanken. Die US-amerikanische Federal Reserve Bank und die europäische EZB kündigten bereits vor Wochen an, eine straffere Finanzpolitik durchzusetzen. Jetzt scheinen die Pläne langsam Gestalt anzunehmen.
Die EZB kündigte zuletzt eine Leitzinserhöhung von bis zu 0,5 Prozentpunkten an, um gegen die Inflation anzukämpfen. Die Fed will noch am heutigen Mittwoch neue Pläne für eine Zinserhöhung bekanntgeben.
Kommt es zu Zinserhöhungen, führt das bei spekulativeren Anlageklassen für gewöhnlich zu Kursverlusten. Anleger setzen dann vermehrt auf festverzinste Vermögenswerte wie z.B. Anleihen. Die Kryptomärkte sind mit einem solchen Umfeld völlig unvertraut. Der Bitcoin wuchs schließlich in einem historisch langen Bullenmarkt auf neue Höchststände – der Bärenmarkt ist Neuland.
Vertrauen in Krypto-Unternehmen schwindet dahin
Auf der anderen Seite ist das sogenannte Celsius Network verantwortlich für den Bitcoin-Crash. Das Unternehmen agiert als eine Art Kryptobank. Kunden können dort ihre digitalen Währungen anlegen, um im Gegenzug Zinsen zu erhalten. Die Kryptos gibt Celsius Network dann an interessierte Kreditnehmer weiter.
Vergangenen Sonntag hat die Kryptobank jegliche Auszahlungen eingefroren. Die 1,7 Millionen Kunden von Celsius können nicht mehr auf ihre Vermögenswerte zugreifen. Ob die Investoren ihre Einlagen jemals zurückerhalten werden, steht noch in den Sternen. An der Kryptobörse sorgt diese Hiobsbotschaft zumindest für starke Unsicherheit.
Auch andere Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell auf Kryptwährungen aufgebaut haben, stehen derzeit auf wackligen Beinen. Die Handelsplattform Coinbase plant demnächst etwa 18 Prozent der Mitarbeiter zu entlassen, wie CEO Brian Armstrong auf Twitter verkündete. Mit dem Börsenkurs des Unternehmens geht es schon seit November 2021 konstant bergab. Die Konten der Anleger sind im Falle einer Insolvenz nicht geschützt.
Wie es mit jetzt mit dem Bitcoin und anderen Kryptowährungen weitergeht, kann aktuell kaum jemand vorhersagen. Fakt ist aber: Extreme Schwankungen sind am Kryptomarkt keine Seltenheit. In der Vergangenheit konnten Anleger derartige Situation nutzen, um für geringe Preise nachzukaufen. Wann der Boden erreicht ist, weiß aber natürlich niemand.