Ist Gold wirklich der oft angepriesene “sichere Hafen” während einer Inflation? Die Antwort auf diese Frage dürfte viele überraschen.
In Zeiten rasant steigender Verbraucherpreise ist es ratsam, auf Gold zu setzen, glauben viele Anleger. Schließlich kann das Edelmetall im Gegensatz zu Fiatwährungen nicht einfach von der Zentralbank gedruckt und dadurch inflationiert werden. Außerdem wird das Aurum schon seit Jahrtausenden gehandelt. Doch hat Gold seinen Ruf als Inflationsschutz wirklich verdient? Ein Blick auf die Goldpreisentwicklung der Vergangenheit wirft Zweifel daran auf.
Kaum eine Beziehung zwischen Goldpreis und Inflationsrate
Möchte man eine Anlageklasse als Inflationsschutz bezeichnen, sollte diese in Zeiten hoher Inflationsraten überwiegend an Wert gewinnen. Das ist bei Gold nicht der Fall. Wie eine Analyse der Portfolio-Strategin Amy Arnott von Morningstar zeigt, wiesen Goldpreis und Inflation innerhalb der letzten 50 Jahre nur eine Korrelation von 0,16 auf. Eine wirkliche Beziehung zwischen den beiden Werten lässt sich damit nicht nachweisen – für eine gleichartige Entwicklung müsste die Korrelation bei 1 liegen.
Gegenüber dem Nachrichtensender CNBC erklärt Arnott: “Es gibt keine Garantie dafür, dass Gold bei einer Steigerung der Inflation ebenfalls Erträge oberhalb des Durchschnitts generieren wird.” Ein Blick in die Vergangenheit zeige, dass Gold “wirklich keine perfekte Absicherung” sei. Das gelte jedoch nur für kürzere Zeitspannen. Blickt man kontinuierlich, über viele Jahrzehnte hinweg, auf den Goldpreis, “dann sollte Gold seinen Wert gegen Inflation behaupten” verrät die Strategin.
Doch langfristig können auch Aktien und Immobilien die Inflation schlagen – und das sogar bei geringeren Kursschwankungen. Ein Kaufargument ist das also noch lange nicht. Nur in Extremfällen, also z.B. bei einem vollständigen Kollaps des Finanzsystems, lohnt sich die Übergewichtung von Gold im Portfolio. Solche Fälle werden jedoch öfter prognostiziert, als dass sie wirklich eintreten.
Gold hat in den letzten Jahren stark enttäuscht
Besonders in den letzten Jahrzehnten fiel das Vertrauen in das gelbe Edelmetall als Inflationsschutz. Von 1980 bis ins Jahr 2000 halbierte sich die Kaufkraft des US-Dollars. Der Goldpreis stürzte in dieser Zeit, entgegen aller Annahmen, um 60 Prozent ab. Betrachtet man nur die letzten 10 Jahre, kommt man zu einem ähnlich erschütternden Ergebnis: Von 2012 bis 2022 legte das Aurum in seinem Wert um 10 Prozent zu. Die Verbraucherpreise verteuerten sich derweil um mehr als 15 Prozent.
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Als kurzfristiger Inflationsschutz taugt Gold recht wenig. Vollkommen sinnlos ist das Edelmetall deshalb aber nicht. Der Goldpreis verfügt über die praktische Eigenschaft, sich häufig entgegen der Aktienkurse zu entwickeln. Aktienanleger können das Edelmetall deshalb ihrem Portfolio beimischen, um schlechte Börsenkurse auszugleichen – als Mittel zur Diversifikation. Experten raten dazu, den Goldanteil im Depot für diesen Zweck auf maximal 5 bis 10 Prozent anzuheben.