YouTube besteht nur aus Katzen-, Beauty-, und Fashionvideos? Dann habt ihr wohl die Kanäle dieser zwei Ex-Mafiabosse noch nicht entdeckt.
Die italienische Mafia galt lange Zeit als die gefährlichste kriminelle Organisation der Vereinigten Staaten. Über Jahrzehnte hinweg kontrollierte die La Cosa Nostra große Teile New Yorks und verdiente mit Schutzgeld, Prostitution und Kreditwucher ein Vermögen. FBI und Polizei bissen sich an den gut gekleideten Italo-Amerikanern, welche immer wieder durch geschickte Methoden der Haft entkamen, die Zähne aus. Heute ist die US-Mafia nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Dennoch: Geschichten um die Mafia und ihre dunklen Machenschaften haben nicht an Beliebtheit verloren. Auch im Jahr 2021 lassen sich die Menschen durch jene Filme, Bücher und Dokus faszinieren, die das Leben des Mobs für die Gesellschaft zugänglich machen. An Infomaterial mangelt es nicht. Eine der neuesten Quellen für jegliche Infos zur Welt der Gangster ist YouTube geworden. Autf der Videoplattform tummelt sich so mancher Capo, Attentäter und Laufbursche der alten Mafiaschule herum.
Gangster-Legenden über das Leben in der Mafia
Michael Franzese lud Mitte des Jahres 2020 sein erstes YouTube-Video hoch. Auf seinem Kanal, der mittlerweile mit dem Verifizierungshaken versehen wurde, veröffentlich der 70-jährige regelmäßig neuen Content. Meist spricht er über die großen Rätsel der Mafia-Geschichte, seine persönlichen Erlebnisse und das kriminelle Amerika. Hin und wieder beschäftigt er sich auch mit Gangster-Filmen oder führt Interviews mit berühmten Persönlichkeiten.
In seinen jungen Jahren gehörte Franzese zu den einflussreichsten Mafiosi der berüchtigten Colombo-Familie. Seine kriminelle Karriere wurde ihm durch seinen Vater, den legendären John “Sonny” Franzese, ermöglicht, einen Einwanderer aus Neapel, der sich in der Mafia-Hierarchie bis an die Spitze kämpfte. Michael verdiente Millionen von Dollar durch die Arbeit als Kredithai, Erpressung, Hehlerei und das illegale Bezin-Geschäft. Im Laufe seines Lebens wurde der Capo viermal unter Anklage gestellt und einmal verurteilt. Als er im Jahr 1986 für zehn Jahre ins Bundesgefängnis eingesperrt wurde, entschied er sich, der Kriminalität abzuschwören.
Neben seinem YouTube-Kanal mit 736.000 Abonnenten taucht Franzese seitdem immer wieder bei Radio- und Fernsehformaten, Universitäten, Firmenveranstaltungen und Gottesdiensten auf. Mit der Mafia will er heute nichts mehr am Hut haben. Stattdessen versucht er der jungen Generation sinnvolle Lebensweisheiten mitzugeben und jene Werte zu vermitteln, die er in seiner eigenen Vergangenheit mit Füßen trat.
Ein ehemaliger Kollege von Franzese, Salavatore “Sammy the Bull” Gravano, ist heute auch auf YouTube vertreten. Seinen 444.000 Abonnenten erzählt er seit rund einem Jahr über seine grauenvolle Vergangenheit als Unterboss der Gambino-Familie. Gravano war ebenfalls mehrere Jahre im Gefängnis, wurde aber erst im Jahr 2017 entlassen. Ob er seine kriminelle Laufbahn vollständig beendet hat, ist fraglich. Obwohl der Mafiosi in mindestens 19 Morden involviert war, kommt in seinen Videos nur wenig Reue zum Vorschein.
Sammy the Bull soll schon im Kindesalter kriminell und gewalttätig gewesen sein. Nachdem die Colombo-Familie auf ihn aufmerksam wurde, knüpfte er erste Kontakte zur Cosa Nostra und konnte sich so schon bald einen Namen in der Unterwelt Brooklyns machen. Nach seiner Aufnahme in die Gambino-Familie stieg er in das Club- als auch das Baugeschäft New Yorks ein. Anfang der 90er Jahre verschwor sich Gravano gegen seinen Vorgesetzten John Gotti und verhalf der Regierung zu dessen Verhaftung.
Die YouTube-Kanäle beider Mafiosi erreichten in nur einem Jahr einen unglaublichen Abonnentenzuwachs. Obwohl Franzese als auch Gravano ihre Geschichten so wahrheitsgetreu wie möglich erzählen, bleiben gewisse Details verschwiegen, vor allem wenn es um Körperverletzung und Morde geht. Einen Klick sind die beiden Channels dennoch wert, vor allem für jene, die das Thema “Organisierte Kriminalität” aus der Perspektive zweier echter Gangster hören wollen.