Aus guten Gründen erfreuen sich ETFs einer immer größer werdenden Popularität am Kapitalmarkt. Ganz ohne Kritik kommen die börsengehandelten Indexfonds aber auch nicht weg.
ETFs sind eine ideale Möglichkeit, mit geringen Kosten eine breite Diversifikation zu erreichen. Zudem erzielen sie oftmals bessere Renditen als aktive Fonds, die einen Index zu schlagen versuchen. Darüber hinaus lässt sich mit ETFs eine passive Anlagestrategie verfolgen, was nicht nur günstig, sondern auch zeitsparend ist. Doch wie jedes andere Anlageprodukt, weisen auch die Exchange Traded Funds einige Schwächen auf. Das sind die wichtigsten Kontra-Argumente:
Hinweis: Wir raten nicht von dem Kauf von ETFs ab. Die Pro-Argumente überwiegen die Kritikpunkte unserer Meinung nach um Längen.
Argument 1: ETFs kosten mehr als Aktien
Bei ETFs gibt es Gebühren, die der Anleger meist jährlich an die Fondsgesellschaft abdrücken muss. Diese Gebühren werden in der Gesamtkostenquote, der sogenannten TER (Total Expense Ratio), aufgeführt. Einzelne Aktien haben keine laufenden Kosten, was den bloßen Besitz günstiger macht.
Durch die Gebühren, welche sich im Schnitt auf 0,30 Prozent der Anlagesumme belaufen, schmälert der ETF-Anleger seine Rendite. Auf den ersten Gedanken scheint es also richtig, zu behaupten, dass ETFs mehr kosten würden als Aktien. Doch ganz so einfach ist es nicht.
Denn auch wenn bei Aktien die TER fehlt, gibt es da immer noch die Ordergebühren – und die können es in sich haben. Wer nur eine Aktie kauft, braucht sich keine Sorgen machen. Doch wer versucht, eine breite Diversifikation zu erreichen, muss für jedes Wertpapier eine Ordergebühr bezahlen. Bei einem ETF zahlt man hingegen nur eine einzige Ordergebühr. Von diesem Blickpunkt aus betrachtet ist der ETF also kostengünstiger.
Argument 2: ETF-Anleger besitzen kein Stimmrecht
Wer eine Stammaktie kauft, verfügt über ein Stimmrecht. Das bedeutet, er kann auf der Hauptversammlung die Entscheidungen eines Unternehmens mit seiner Stimme beeinflussen. Kauft man einen ETF, gibt man sein Stimmrecht über die einzelnen Aktien an die Fondsgesellschaft ab.
Die abertausenden Stimmrechte, welche eigentlich den Aktionären zustehen, liegen voll in den Händen von Konzernen wie BlackRock und Vanguard. Dementsprechend üben die Fondsgesellschaften auch einen enormen Einfluss auf die Entscheidungen innerhalb eines Unternehmens. Die Meinung der ETF-Anleger wird dabei nicht oder nur selten beachtet.
Argument 3: Verluste sind bei ETFs leichter zu realisieren
Im Gegensatz zu klassischen Indexfonds und aktiv gemanagten Fonds werden ETFs an der Börse gehandelt. Das heißt, sie können nicht nur einmal am Tag über den Fondsanbieter, sondern zu den offiziellen Handelszeiten der Börse gekauft und verkauft werden. Für manche Anleger klingt das wie ein Vorteil. Dabei übersehen sie jedoch das große Problem mit der schnellen Handelbarkeit.
ETFs sind in der Regel langfristige Anlageprodukte, die mehrere Jahrzehnte lang gehalten werden. Ein Crash sollte kein Grund sein, die gesamten ETF-Anteile zu verkaufen. Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Kommt es nämlich zu einem Crash, geraten viele Anleger in tiefe Panik, woraufhin sie ihre Anteile veräußern, ohne weiter nachzudenken. Benutzt man einen Smartphone-Broker, lässt sich dieser folgenschwere Fehler schon binnen weniger Sekunden begehen.
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Argument 4: ETFs tragen ein Kontrahentenrisiko
Dieses Argument bezieht sich speziell auf Swap-ETFs. Bei einer Swap-basierten Replikation investiert der ETF nicht direkt in die Aktien des Index, sondern bildet ihn mit einem Swap-Geschäft nach. Das heißt, er geht ein Tauschgeschäft mit einem Tauschpartner ein, was meist ein Kreditinstitut ist.
Bei diesem Tauschgeschäft erhält der ETF die Wertentwicklung des zugrundeliegenden Index, während das Kreditinstitut mit beliebigen Wertpapieren versorgt wird. Dabei handelt es sich meist um ausgewählte Blue-Chip-Aktien oder Anleihen.
Nun können Swap-ETFs besonders günstig sein, dafür bergen sie aber auch ein Kontrahentenrisiko. Der Tauschpartner kann schließlich jederzeit pleite gehen, was sich auf die Rendite der Investoren auswirkt.
Allzu groß ist die Gefahr für Anleger aber nicht. Laut EU-Gesetz darf der Unterschied zwischen Trägerportfolio und Tauschportfolio maximal 10 Prozent betragen. Viele ETF-Anbieter swappen aber schon deutlich früher, was das Risiko weiter minimiert. Zudem investieren die meisten Swap-Partner in Sicherheitsleistungen, wodurch sie das hinterlegte Vermögen absichern. Sollte der Tauschpartner wirklich insolvent gehen, können die Anleger mit diesem Geld entschädigt werden.
Argument 5: Ein ETF bildet seinen Index nicht eins-zu-eins nach
Ziel eines ETFs ist den zugrundliegenden Index bestmöglich nachzubilden. Schließlich möchten die Anleger ja an der Kursentwicklung des Index teilhaben. Geringfügige Abweichungen lassen sich aber kaum vermeiden. Diesen Unterschied zwischen ETF und Index nennt man auch Tracking Difference.
Die Tracking Difference entsteht fast unvermeidbar. Einige der Gründe hierfür sind die Verwaltungsgebühren, welche sich in der Rendite niederschlagen, die Art der Replikation und die Abweichung zwischen berechneten und tatsächlichen Steuern. Bei vielen ETFs ist die Tracking Difference nur von geringer Bedeutung. In der Theorie kann der Kursunterschied aber stark an der Rendite des Anlegers nagen.