Vorurteile über Aktien gibt es viele. Drei der hartnäckigsten und irrtümlichsten Mythen wollen wir heute entkräften.
Über die Börse ranken sich viele negative Klischees. Besonders in Deutschland wird das Thema “Investieren” mit Furcht und Ablehnung betrachtet. Statistiken zeigen, die Mehrheit der Bevölkerung ist nicht in Aktien investiert und legt das Geld lieber auf dem Sparbuch an. Unzureichende finanzielle Bildung, schlechte Bankberatung und die Erfahrungen mit der ehemaligen Volksaktie könnten Gründe für den Rückhalt der Deutschen sein.
Viele Vorurteile werden von Generation an Generation weitergegeben. Um sich nicht die Finger an den Finanzmärkten zu verbrennen, bleiben die meisten Menschen beim traditionellen Sparbuch und geben sich mit lächerlich niedrigen Zinsen zufrieden, die von der Inflation sogar noch übertroffen werden. Damit ihr in Zukunft aber von dem Wachstum der Finanzmärkte profitieren könnt, wollen wir euch im folgenden über drei der bekanntesten Aktien-Mythen aufklären – in der Hoffnung, dass wir eure Sichtweise ändern können.
Vorurteil 1: Aktien sind Glücksspiel
Wer in Aktien investiert, kann sich genauso gut vier Stunden vor einen Spielautomat setzen und immer wieder Münzen einwerfen. Das denkt zumindest ein nicht unbeachtlicher Teil der Bevölkerung. Dabei könnte diese Aussage kaum weiter von der Realität entfernt sein. Obwohl man mit Aktien spekulativ umgehen kann, bedeutet das nicht, dass die gesamte Börse einem Casino gleicht. Zumindest dann nicht, wenn man über einen langfristigen Zeitraum investiert.
Über den Verlauf weniger Wochen oder Monate kann niemand die Kursentwicklungen der Finanzmärkte vorhersehen. Betrachtet man jedoch die Historien der größten Aktienindizes (DAX, Dow Jones, S&P 500) stellt sich heraus, dass Aktien, die über 20 Jahre gehalten werden, nahezu immer positive Renditen erzielen. Investiert man mit Geduld und Ruhe in einen breitgestreuten Aktienfonds, braucht man sich also kaum vor unschönen Überraschungen fürchten. Nur wer an der Börse das schnelle Geld machen möchte und auf dubiose “Geheimtipps” setzt, ist wohl mit einem Glücksspieler zu vergleichen. Doch an diesem Punkt reden wir sowieso nicht mehr von einem Investment, wie man es allgemeingültig versteht.
Bevor ihr an die Börse geht, solltet ihr euch ein grundlegendes Finanzwissen angeeignet haben. Seriöse Bücher, Kurse und YouTube-Videos helfen euch dabei, dass Thema “Börse” besser zu verstehen. Für den Handel mit Einzelaktien solltet ihr euch erst dann entscheiden, wenn ihr sicher im Umgang mit Kennzahlen und Analysen seid.
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Vorurteil 2: Profis investieren sowieso immer besser
“Wir Privatanleger haben doch sowieso keine Chance. Am Ende des Tages sind es die großen Institutionen, welche die fetten Gewinne einfahren.” So denken viele Menschen, die den Aktienmarkt nur als eine weitere Gelddruckmaschine der Elite betrachten. In einem Punkt haben diese Pessimisten vielleicht sogar recht: Banken und namhafte Investoren haben tatsächlich gewisse Vorteile beim Handel mit Aktien. An Informationen, Zeit und Budget sind die großen Fische reicher bedient, als Privatanleger.
Das heißt aber nicht, dass ihr blindlings eurem Bankberater vertrauen solltet, nur weil dieser ein “Profi” ist. Bedenkt, dass 96 Prozent der aktiv gemanagten Fonds die Märkte sowieso nicht schlagen. Vergesst außerdem nicht, dass ihr im Gegensatz zu den Großinvestoren auch einige Vorteile besitzt. Der Star-Investor Peter Lynch verbrachte einen großen Teil seiner Karriere damit, Privatanlegern genau diesen Punkt verständlich zu machen.
So wies er beispielsweise darauf hin, dass man als kleiner Anleger keinem Vorgesetzten Rede leisten muss, im Gegensatz zu den Fondsmanagern. Das befreit einen von kurz- bis mittelfristigen Zielvorgaben und sonstigen Zwängen. Die Anlagestrategie darf sich zudem über längere Zeiträume erstrecken, ohne dass einem Kunden im Nacken sitzen, die eure Entscheidungen kritisieren. Das Beste als Privatanleger: Man kann sich auf kleinere Unternehmen fokussieren, die oft größere Chancen bieten und von den Institutionen aufgrund ihrer geringen Marktkapitalisierung anfangs ignoriert werden. Die Liste der Vorteile als gewöhnlicher Anleger geht schier ins Unendliche. Mehr dazu findet ihr in Lynchs berühmten Buch “Der Börse einen Schritt voraus”*.
Vorurteil 3: Die Börse ist nur ein Ort für reiche Menschen
Vor allem ältere Menschen denken, der Handel mit Aktien sei der Oberschicht vorbehalten. Das hat damit zu tun, dass sie aus einer Zeit kommen, in welcher der Aktienkauf mit hohem Aufwand und hohen Gebühren verbunden war. Damals war es tatsächlich noch teurer, einen Handel über die Bank abzuwickeln, da diese aufgrund geringer Konkurrenz schwindelerregende Kosten von ihren Kunden abverlangte. In Zeiten des Internets ist diese Einstellung jedoch keine Rechtfertigung mehr.
Direktbroker bieten heutzutage die Möglichkeit, für geringe Gebühren riesige Käufe abzuwickeln – und das in Sekundenschnelle. Banken sind längst nicht mehr die einzigen Anbieter. Wer das eigene Vermögen aufbessern möchte, kann mit beispielweise ETF-Sparplänen schon geringe Summen investieren und trotzdem von dem Wachstum der Finanzmärkte profitieren. In einem anderen Beitrag gehen wir der Frage nach dem nötigen Startkapital genauer auf den Grund.